Ursachen für den Bau der Berliner Mauer

Tour 04

Ursachen für den Bau der Berliner Mauer


DDR-Flüchtlinge im West-Berliner Notaufnahmelager Marienfelde; Aufnahme April 1960




Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und der Bundesrepublik; 26. Mai 1952
Dreieinhalb Millionen Menschen flüchten zwischen 1945 und 1961 aus der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR in die Bundesrepublik. Sie fliehen, weil sie Verwandte im Westen haben, weil ihnen Grund und Boden weggenommen wird, weil sie als Christen benachteiligt und verfolgt werden, weil die Versorgung schlecht ist, weil die politische Freiheit stirbt. Das SED-Regime reagiert auf diese "Abstimmung mit den Füßen" zunehmend härter: Bereits am 26. Mai 1952 sperren militärische Einheiten die Grenze zur Bundesrepublik mit Stacheldraht ab. Wegen des alliierten Status der Stadt läuft der Verkehr über die verbleibenden 81 Sektorenübergänge trotz der wirtschaftlichen und politischen Teilung weiter – und auch die Flucht über Ost- nach West-Berlin. Im Dezember 1957 verschärft die SED-Führung die Strafgesetze: Das Verlassen der DDR wird als "Republikflucht" strafrechtlich verfolgt und mit Haftstrafen bis zu drei Jahren geahndet; schon Vorbereitung und Versuch werden mit Gefängnis bedroht.





DDR-Flüchtlinge im West-Berliner Notaufnahmelager Marienfelde; Aufnahme April 1960




DDR-Flüchtlinge im West-Berliner Notaufnahmelager Marienfelde; Aufnahme April 1960




Propaganda-Parole in Ost-Berlin; Aufnahme 1960
Am 27. November 1958 stellt der sowjetische Partei- und Staatsführer Nikita Chruschtschow ein Ultimatum auf: Falls die Westmächte nicht innerhalb von sechs Monaten in Verhandlungen über einen Friedensvertrag und die Umwandlung West-Berlins in eine "Freie Stadt" träten, werde die Sowjetunion einen einseitigen Friedensvertrag mit der DDR abschließen. Sie werde darin alle sowjetischen Rechte und Verantwortungen gegenüber Berlin an die DDR-Regierung abtreten. Das Ultimatum läuft darauf hinaus, den Viermächte-Status der Stadt aufzukündigen, die Westmächte aus West-Berlin zu vertreiben – und die Fluchtbewegung zu unterbinden. Doch die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich geben dem Druck nicht nach. Zur Enttäuschung der SED-Führung setzt Chruschtschow sein Ultimatum mehrfach aus. Der sowjetische Parteiführer scheint vor der angekündigten Konfrontation und ihren unwägbaren Folgen zurückzuschrecken, die das Risiko eines Atomkrieges mit den Vereinigten Staaten bergen.





Eine Menschenansammlung steht vor einem Gebäude. Die Rücken sind der Kamera zugewandt, einige haben Gepäck dabei. Rechts ist ein Kinderwagen zu sehen.




Links im Bild sitzt Nikita Chruschtschow, seine Hände liegen auf den Knien. Er schaut nach rechts zu John F. Kennedy, der gestikulierend auf ihn einredet.
Im Sommer 1961 schwillt der Flüchtlingsstrom über Berlin dramatisch an. Die DDR-Propaganda wirft dem Westen Abwerbung und Menschenhandel vor, intern kennt man jedoch die wirklichen Fluchtmotive: Ablehnung der politischen Entwicklung in der DDR, bessere Lebenschancen im Westen. Denn seit Frühjahr 1961 verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage der DDR rapide, zugleich nehmen die Versorgungsprobleme zu. Die DDR steht vor dem wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch. Ulbricht drängt auf einschneidende Maßnahmen, Chruschtschow jedoch mahnt immer noch zur Zurückhaltung. Entscheidungen sollen erst nach seinem Gipfeltreffen mit dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy am 3. und 4. Juni 1961 in Wien getroffen werden. Dort wiederholt Chruschtschow sein Ultimatum, setzt eine neue Frist bis zum Jahresende 1961. Der amerikanische Präsident reagiert auf die Drohungen Chruschtschows entschieden: Er kündigt eine massive Erhöhung der Rüstungsausgaben und die Entsendung von sechs zusätzlichen US-Divisionen nach Europa an.
















Die entschiedene Haltung der Vereinigten Staaten und die akute Gefährdung der Existenz der DDR im Sommer 1961 veranlassen Chruschtschow schließlich , von seinen weitergehenden Zielen Abstand zu nehmen und stattdessen der Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin zuzustimmen. Im Juli 1961 leitet die SED-Führung unter größter Geheimhaltung gemeinsam mit dem sowjetischen Militär konkrete militärische und technische Vorbereitungen zur Grenzschließung ein. Weniger als einhundert Funktionäre aus dem Partei-, Staats- und Militärapparat der DDR sind bis zum Abend des 12. August 1961 in die Pläne eingeweiht.








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