Chronik

Chronik 1989

Ãœberblick

„Die Mauer ... wird in fünfzig und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben", erklärt Erich Honecker noch Ende Januar 1989. Tatsächlich erscheint die DDR den meisten Zeitgenossen zu dieser Zeit stabil, obwohl das aufziehende wirtschaftliche Desaster am Zustand der Industrieanlagen, der Bausubstanz der Altstädte, der Straßen sowie der Luft- und Wasserverschmutzung erkennbar wird. Mehr
  • Januar 
  • Februar

     
    • 3. Februar

      1989

      Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm hält sich vom 31. Januar bis zum 3. Februar in der DDR auf. Im Mittelpunkt eines Gesprächs mit Erich Honecker stehen neben den internationalen Beziehungen die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen der DDR und Schleswig-Holstein. Mehr
    • 5. Februar

      1989

      Porträtaufnahme von Chris Gueffroy.
      Gegen 21.00 Uhr nähern sich der 20jährige Chris Gueffroy und der 21jährige Christian G. im Ost-Berliner Stadtbezirk Treptow der Grenze zu Neukölln, die an dieser Stelle der Teltowkanal bildet.


      Chris Gueffroy, der im Mai 1989 zur Armee eingezogen werden soll, was ihm widerstrebt, hat einen Traum: zu reisen und Amerika zu sehen, bevor das Leben vorbei ist. Von einem Freund, der seinen Wehrdienst bei den Grenztruppen in Thüringen ableistet, haben er und Christian G. Ende 1988 gehört, der Schießbefehl sei ausgesetzt; geschossen werden dürfe nur noch auf Fahnenflüchtige und bei Angriffen auf Grenzsoldaten. Beide gehen davon aus, ihnen werde schon nichts passieren.

      Von einer Gartenkralle haben sie den Stiel entfernt und ein Seil daran gebunden. Mit diesem Wurfanker wollen sie die letzte Barriere vor dem Teltowkanal, an dieser Stelle ein Streckmetallgitterzaun, überwinden. Bei drei Grad minus kriechen sie fast drei Stunden durch Schrebergärten, bevor sie gegen 23.40 Uhr die Hinterlandmauer erreichen. Es gelingt ihnen, die Mauer unerkannt zu übersteigen. Das nächste, nur fünf Meter entfernte Hindernis ist der Signalzaun. Zwar kommen sie hinüber, doch lösen sie dabei optischen Alarm aus; die Grenzsoldaten werden auf sie aufmerksam.

      Chris Gueffroy und Christian G. rennen auf den Streckmetallzaun, das letzte Sperrelement, zu, als sie von einem Postenpaar unter Beschuss genommen werden. Sie versuchen, den Schüssen zu entkommen, indem sie am Zaun entlang von den Soldaten weglaufen. Vergeblich versuchen beide abwechselnd, dem jeweils anderen mit einer Räuberleiter über den Zaun zu verhelfen. Die Flucht vor dem ersten treibt sie in die Arme eines zweiten Postenpaares. Schüsse peitschen durch die Nacht, schlagen Funken am Stahlzaun. Chris Gueffroy sackt zusammen, fällt zu Boden und liegt leblos vor seinem Freund, der ebenfalls, von einem Geschoss am Fuß getroffen, stürzt.

      Chris Gueffroy stirbt innerhalb weniger Minuten. Ein Brustschuss hat ihm den Herzmuskel zerrissen. Christian G. wird am 24. Mai 1989 durch das Stadtbezirksgericht Berlin-Pankow wegen versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts im schweren Fall zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt.

      Todesanzeige Chris Gueffroy
      Der Tod des 20jährigen führt zu internationalen Protesten gegen den Schießbefehl und die Berliner Mauer. Die westlichen Alliierten protestieren und bezeichnen die Schüsse als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Die Schüsse auf Chris Gueffroy und Christian G. sind die letzten Todesschüsse an der Berliner Mauer.
      Chris Gueffroy, geboren am 21. Juni 1968, erschossen am 5. Februar 1989 bei einem Fluchtversuch an der Berliner Mauer
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    • 6. Februar

      1989

      In Warschau beginnen die Gespräche zwischen der Regierung und der unabhängigen Gewerkschaft „Solidarnosc" am Runden Tisch.
    • 11. Februar

      1989

      Das Zentralkomitee der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (USAP) beschließt, das Machtmonopol der kommunistischen Partei aufzugeben und zum Mehrparteiensystem überzugehen. Auch soll der „Eiserne Vorhang", der Stacheldraht an der ungarisch-österreichischen Grenze, abgebaut und durch eine normale Grenzsicherung ersetzt werden.
    • 15. Februar

      1989

      Ein sowjetischer Soldat steht lächelnd in der Tür eines Flugzeuges und hebt die rechte Hand zum Gruß.
      Der letzte sowjetische Soldat verlässt Afghanistan. Staats- und Parteichef Nadjibullah hat Afghanistan zur Fortsetzung des Kampfes gegen die Mudjaheddin seit dem 5. Februar unter Kriegsrecht gestellt.
    • 16. Februar

      1989

      Eine vierköpfige Familie aus Potsdam flüchtet mit ihrem Auto auf den Parkplatz der Ständigen Vertretung, durchbricht eine Sperre und verletzt dabei einen DDR-Volkspolizisten.
    • 21. Februar

      1989

      Der tschechoslowakische Schriftsteller und Bürgerrechtler Vaclav Havel wird in Prag wegen „Rowdytums" zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt. Mehr
    • Februar 1989

      Im Februar gelingt 5008 Bürgern die Flucht in den Westen; 4087 Menschen dürfen die DDR mit Genehmigung verlassen.
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