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Herbert Halli: Bericht eines an der Verhinderung der Flucht beteiligten DDR-Grenzsoldaten

(Protokoll), 4. April 1975

Bericht

Am 03.04.75 war ich mit dem Gefr. B(...) auf dem BT Zimmerstraße eingesetzt. Gegen 21.55 Uhr löste der S-Zaun aus. Ich selbst sicherte in Richtung GÜST. Gegen 21.25 Uhr wurde der S-Zaun überprüft, der Gruppenführer konnte also die Auslösung um 21.55 nicht verursacht haben. Der Postenführer beobachtete verstärkt in die Auslösungsrichtung, ich selbst nahm die Beaobachtung in gleiche Richtung auf. Dabei stellten wir einen dunklen Fleck fest. Der PF versuchte den S-Zaun auszuschalten, er löste immer wieder aus. Er gab den Befehl, daß ich den B-Turm verlassen sollte. Als ich den B-Turm verließ erhab sich eine Person und bewegte sich in Richtung Hinterlandsmauer. Ich rief diese Person an, damit sie stehenbleibt, er kam dieser Aufforderung nicht nach. Daraufhin gab ich einen Schuß (Warnschuß ab.) Die Person lag daraufhin auf dem Boden, unmittelbar am Hinterlandszaun.

Der PF setzte die Meldung ab über den versuchten GDB mit Anwendung der Schußwaffe. Nach der Meldung verließ der PF den BT und begab sich zum Handlungsort. Seine Waffe war entsichert und geladen.

Während unseren Handlungen sprang die Person auf, und lief in Richtung HdM. Zwischenzeitlich gab ich noch einen Schuß ab, der offensichtlich nicht traf. Während der Bewegung der Person rief ich meinem Postenführer zu, zu schießen, da diese Person bereits das Gitter am Fenster (HdM) erfaßt hatte. Der PF hatte den GV bereits vorher im Visier. Der PF gab daraufhin 1 Schuß ab und traf den GV. Der GV fiel nach unten, krümmte sich, gab noch ein paar Laute von sich und verstummte. Bei meiner Waffe war nach Abgabe des 2. Schusses das Schloß verklemmt, so daß ich kein Feuer mehr führen konnte.

Nach Abschluß dieser Handlungen, führten wir die Beobachtung Richtung westberliner Vorfeld, um Personen oder andere Bewegungen festzustellen. Ich wollte mit meinem Schlüssel versuchen, daß Tor im S-Zaun zu öffnen, unterließ es aber, da sonst eine Sirene ertönt wäre. Es hätte dadurch von WB festgestellt werden können.

Ca. 4 Minuten nach Beginn der Handlungen traf der Zugführer Ltn. S(...) und sein Posten, Gefr. A(...) am Handlungsort ein. Durch S(...) wurde der GV provisorisch verbunden, aus dem Lichtkegel entfernt und zum Bergungsplatz gebracht.

Gegen 22.00 Uhr traf die Ablösung ein. Das Postenpaar führte die Beobachtung in Richtung WB- Vorfeld, sie stellten keine Bewegungen fest. Am Handlungsort befand sich weiterhin Hptm. H(...) und Sold. S(...).

Der Bericht wurde vom Mitarbeiter geschrieben, er gibt meine Worte richtig wieder.

(...)

Quelle: BStU, Ast. Chemnitz, 561/76 (IMS "Walther"), Bl. 37
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