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Flüchtlingsaussage von Gerhard Diekmann, 25 Jahre, ledig, Arbeiter in einem VEB, aufgenommen in West-Berlin, 14. August 1961

Flüchtlingsaussage von Gerhard Diekmann, 25 Jahre, ledig, Arbeiter in einem VEB, aufgenommen in West-Berlin am 14. August 1961

Am 9.8.61 gegen 4 Uhr verließ ich Wismar mit dem Zug in Richtung Wismar-Schwerin, um nach Berlin zu kommen. Während der Fahrt machte ich folgende Beobachtungen: Am Kontrollpunkt Schönfließ stand unser Zug etwa 15 Minuten und wurde von der Trapo (Transportpolizei, d. Hg.) kontrolliert und überwacht. Als ich mich aus dem Zug begab, um eine Zigarette zu rauchen, standen etwa 50 m im Feld entfernt Panzer und Geschütze der Roten Armee. Ich sah genau vier Stück, die gut getarnt waren.

Bei der Weiterfahrt stellte ich fest, daß ein großer Teil der Jugendlichen, die mit uns im Zug gefahren sind, nicht mehr mitkamen.

Als ich in Berlin-Lichtenberg ankam, waren erneut Trapos an der Sperre - ca. vier bis fünf Mann - und forderten die Fahrgäste mit Gepäck zur Kontrolle auf. Etwa sechs Fahrgäste wurden von der Trapo mitgenommen. Die Fahrgäste schimpften über die dauernden Kontrollen. Personen, die sich nicht den Anordnungen der Trapo fügten, wurde der deutsche Personalausweis abgenommen.

Berlin, den 14. August 1961 gez. Gerhard Diekmann

Quelle: Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen (Hg.), Die Flucht aus der Sowjetzone und die Sperrmaßnahmen des kommunistischen Regimes vom 13. August 1961 in Berlin, 1961, S. 76 (Dok. Nr. 83 Reg.-Nr. 802 902)
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