Todesopfer > Hayn, Walter

Information des MfS (an Erich Honecker) über den Fluchtversuch von Walter Hayn

29. Februar 1964

E.I.

über

Über einen versuchten Grenzdurchbruch mit tödlichem Ausgang an der Staatsgrenze Berlin (Abschnitt Treptow) am 27.2.1964

Am 27.2.1954 gegen 22.20 Uhr wurde an der Staatsgrenze Berlin (1.Brigade, Grenzregiment 37, Unterabschnitt 3, Laubenkolonie "Sorgenfrei") im Abschnitt Treptow zwischen Karpfenteichstraße und Grenzknick von dem eingesetzten Postenpaar
    Gefr. G(...), Adolf
    geb. (...) in (...)
    wohnh. in (...)
    NVA seit 1.8.1961
und
    Sold. T(...), Dieter
    geb. (...) in (...)
    wohnh. in (...)
    NVA seit 1.11.1963
bemerkt, daß sich ein Grenzverletzer an der Grenzsicherungsanlage (4. Zaun) bewegte. Als der Grenzverletzer das freie Gelände bis zur Grenzsicherungsanlage direkt an der Staatsgrenze (Drahthindernis, 3 Pfähle) im Laufschritt überwinden wollte, wurde er vom Postenführer Gefr. G(...) aufgefordert, stehen zu bleiben. Gleichzeitig wurden von Gefr. G(...) 2 Warnschüsse abgegeben.

Trotzdem setzte der Grenzverletzer seinen Weg in Richtung Staatsgrenze fort und versuchte, den 3. Zaun der Grenzsicherungsanlage zu überklettern.

Hierauf eröffneten der Postenführer und der Posten das gezielte Feuer, wobei der Postenführer 11 Schuß und der Posten 3 Schuß aus einer Entfernung von ca. 50 - 60 Metern auf den Grenzverletzer abgaben. Zur gleichen Zeit gab der Nachbarposten vom Grenzknick
    Stabsgefr. B(...), Wolfgang
    geb. (...) in Hohenlaube
    wohnh. in (...)
    NVA seit 14.9.1961
der den Grenzverletzer inzwischen ebenfalls bemerkt hatte, aus einer Entfernung von ca. 150 Metern einen gezielten Schuß auf den Grenzverletzer ab.

Daraufhin brach der Grenzverletzer, bei dem es sich um den
    Hayn, Walter, Heinz
    geb. 31.1.1939 in Breslau
    Beruf: Landwirt
    zuletzt: Bauhilfsarbeiter im VEB Hochbau Berlin, Berlin-Lichtenberg, (...)
    Familienstand: geschieden, 1 Kind
    wohnh. in Berlin 0 112, (...)
handelt, am 3. Zaun zusammen and blieb auf dem Kontrollstreifen liegen.

Vom Postenpaar G(...) / T(...) wurde der verletzte Hayn, unterstützt vom Zugführer Ofw. H(...), der sich gerade auf Postenkontrolle befand, vom Kontrollstreifen heruntergetragen und ca. 150 Meter weiter in den Laufgraben gebracht. Danach wurde vom Zugführer das Regiment verständigt und ein Krankenwagen angefordert.

Kurze Zeit darauf wurde Hayn in das VP-Krankenhaus überführt, wo nur noch der Tod festgestellt werden konnte. Im Krankenhaus wurde festgestellt, daß der Grenzverletzer durch zwei Schüsse (linke Schulter and Oberarm, Becken) getroffen wurde.

Auf Westberliner Seite erschienen kurz nach der Feuerführung durch unsere Posten 1 Funkstreifenwagen der Westberliner Polizei mit 3 Mann Besatzung und mehrere Zollbeamte (genaue Zahl wurde nicht festgestellt), die das Westberliner Grenzgebiet inspizierten und gegen 23.40 Uhr wieder in das Hinterland nach Westberlin abfuhren.

Bei Eintreffen der Westberliner Polizei und Zollbeamten war der Grenzverletzer bereits vom Tatort in den Laufgraben abtransportiert worden, so daß eine genaue Aufklärung für die Westberliner Polizeikräfte nicht möglich war.

[...]

Über die Ursache des versuchten Grenzdurchbruchs liegen bisher keine Ergebnisse vor.

Unmittelbar vor dem versuchten Grenzdurchbruch hielt sich Hayn in der Gaststätte der Laubenkolonie „Sorgenfrei" auf und nahm dort Alkohol zu sich.

Durch das MfS werden gegenwärtig noch Ermittlungen zur Person des Hayn und möglicher Ursachen des versuchten Grenzdurchbruchs geführt.

Quelle: BStU, MfS, ZA1G Nr. 836, Bl. 4-7
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