Todesopfer > Trabant, Hildegard

Hildegard Trabant: Bericht der DDR-Grenztruppen über den Fluchtversuch und die Erschießung

18. August 1964

Bericht

zum versuchten Grenzdurchbruch mit Anwendung der Schußwaffe.

Am 18.8.1964 gegen 18.53 Uhr wurde durch Anwendung der Schußwaffe, ein Warn- und ein Zielschuß, ein versuchter Grenzdurchbruch verhindert. Bei der Grenzverletzerin handelt es sich um die
    Trabant, Hildegard, geborene Pohl
    geb. am 12.06,1927 in Berlin
    wohnhaft Berlin NO 18, (...)
    verheiratet, keine Kinder
    Mitglied der SED
    Beruf: Sekretärin
    Arbeitsstelle nicht bekannt
Sachverhalt:

Gegen 18.53 Uhr stellte der Posten "Holzbrücke"
    Postenführer Gefr. W(...), Günter
    Posten Sold. R(...), Kurt
in einem Gebüsch 60 m von der Staatsgrenze entfernt, in dem toten Schlauch der ehemaligen S.-Bahnstrecke Schönhauser Allee – Gesundbrunnen (Vollring) eine Person fest. Die Person lag hinter einem Hollunderstrauch versteckt. Der Posten verständigte seinen Postenführer der sofort Meldung an den Führungspunkt erstattete. Im Moment der Meldung traf im Postenbereich die Kontrollstreife,
    Unteroffizier R(...)
    Soldat L(...)
ein. Der Streifenführer befahl die Person zu stellen und begab sich selbst mit seinem Begleiter zur Abriegelung des Fluchtwagens über die Helmut – Just – Brücke zum S.-Bahnschlauch. Die Kontrollstreife benötigte bis zum Abriegelungsort ca. 8 Minuten (680 m in schwierigem Gelände).

Gleichzeitig begab sich der Posten Sold. R. da er die Person von seinem Postenbereich nicht mehr sah, in den Schlauch. Unten angelangt, sah er die Person gedeckt im Gebüsch liegen. Er rief die Person an, worauf diese aufsprang davon rannte. Sold. R. gab einen Warnschuß ab und als er sah, daß keine andere Möglichkeit bestand, die Grenzverletzerin zu stellen, wurde ein Zielschuß abgefeuert, der die Person traf. Die Kontrollstreife befand sich zum Zeitpunkt des zweiten Schusses erst an der Helmt – Just – Brücke.

Durch die ca. 5 Minuten später eintreffende Reservegruppe wurde die verletzte Person geborgen und zur Helmut – Just – Brücke transportiert. An der H. Just – Brücke wurde die Verletzte in einen Sankra geladen. Die Verletzte lag bis zum Eintreffen des Sankra, gegen 19,14 Uhr, auf einer Trage auf dem dem Bergungstrupp zur Verfügung stehenden Lkw.

Die erste medizinische Hilfe erfolgte durch den Regimentsarzt Oltn. Dr. W(...). Trotz Vorinformation an das VP – Krankenhaus wurden keine Vorbereitungen zur sofortigen Aufnahme und Behandlung der Verletzten getroffen. Die Verletzte verstarb gegen 19.55 Uhr. Art der Verletzung Bauchschuß.

Es wurden sichergestellt:

- Collegmappe 1 Stück
- PA der DDR XV 0326878
- Parteidokument Nr. 1.466641
- 1 Sparkassenbuch Nr. 979903
- 1 Geldbörse Inhalt: 144,28 MDN
- 5 Taschentücher
- 1 Paar Schuhe
- 1 Sonnenbrille
- 1 Schlüsselbund mit Tasche
- 1 blaues Unterkleid
- 1 Notizheft
- 1 Flasche Parfüm
- 1 Jackenkleid
- 1 Paar Strümpfe
- 2 Päckchen NEO
- 1 Brille
- 1 Nagelzange
- 12 Zigaretten Jubilar
- 1 Kugelschreiber
- 1 Nagelfeile
- 1 Dietrich
- 1 Kamm
- 1 Postkarte vom 12.09.1963 Abs. Günter P(...), (...).

Es wird eingeschätzt, daß durch vorbildliche Handlungsweise des Postens und seines Postenführers ein Grenzdurchbruch verhindert wurde und die Flucht der Grenzverletzerin durch schnelles taktisch richtiges Handeln nicht möglich war.

Auf Gegnerischer Seite wurden keine Handlungen festgestellt. Die Handlungen konnten nur auf Grund der örtlichen Lage teilweise von der Zivilbevölkerung gesehen werden. Es gab keine Ansammlungen.

Eingeleitete Maßnahmen:

- Bergung der Verletzten Person und Sicherung des rückw. Gebietes;
- Absuchen des Tatortes;
- Rekonstruktion des Anmarsch- und Fluchtweges;
- Herauslösen des Postenpaares und Einführen eines neuen Postenpaares;
- Bildung einer Untersuchungsgruppe bestehend aus Regimentskommandeur, Stabschef, Leiter der Polit-Abtlg. und ein Offizier des Brigadestabes;
- Konzentrierung des Posteneinsatzes von Kopenhagener – Finnländische Straße;
- Auswertung mit den im Grenzdiensteingesetzten Genossen und den folgenden Aufzügen;
- Rücksprache mit dem 1. Kreissekretär der SED – Kreisleitung Prenzlauer Berg am 19.08.1964 zwecks Arbeit in der Bevölkerung;

Bitten:

- Ich bitte um Auszeichnung des Postenführers, Gefr. W(...) mit dem Leistungsabzeichen der Grenztruppen und des Postens, Gefr. R(...), mit der Medaille für vorbildlichen Grenzdienst.

Stellvertreter des Kommandeurs und
Leiter der Polit – Abteilung GR 31

L(...) - Hauptmann -

Quelle: BArch, VA-07/6012, Bl. 93-95
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