Chronik

Chronik 1989

Ãœberblick

„Die Mauer ... wird in fünfzig und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben", erklärt Erich Honecker noch Ende Januar 1989. Tatsächlich erscheint die DDR den meisten Zeitgenossen zu dieser Zeit stabil, obwohl das aufziehende wirtschaftliche Desaster am Zustand der Industrieanlagen, der Bausubstanz der Altstädte, der Straßen sowie der Luft- und Wasserverschmutzung erkennbar wird. Mehr
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    • 4. September

      1989

      Im Anschluss an das montägliche Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche findet eine Demonstration von etwa 1.200 Menschen statt. Ausreisewillige Demonstranten skandieren: „Wir wollen raus!" und fordern freie Fahrt nach Gießen.
    • 8. September

      1989

      Aufgrund von Zusicherungen von DDR-Rechtsanwalt Vogel verlassen alle DDR-Bürger die Ständige Vertretung in Ost-Berlin. Sie wird anschließend für den Besucherverkehr geschlossen.

      In Budapest gelingt es Stasi-Mitarbeitern nicht, Ausreisewillige zur Rückkehr in die DDR zu bewegen. Entsendung von vier Stasi-Spezialisten nach Budapest, 7. September 1989 weniger anzeigen
    • 9. September

      1989

      Wie die ARD-„Tagesschau" erfahren hat, soll die Ausreise der DDR-Flüchtlinge aus Ungarn unmittelbar bevorstehen. Mehr
    • 10. September

      1989

      Unter dem Namen „Neues Forum" tritt am 10. September eine Bürgervereinigung mit einem Gründungsaufruf an die Öffentlichkeit. Einleitend wird darin festgestellt: „In unserem Lande ist die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft offensichtlich gestört." Gründungsaufruf des Neuen Forum vom 10. September 1989
    • 10. September

      1989

    • 11. September

      1989

      Erneutes Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche; die Volkspolizei sperrt den Nicolaikirchhof ab, um eine Demonstration zu verhindern. Zahlreiche Menschen werden verhaftet.
    • 12. September

      1989

      Als wichtigste Frage wird auf der dienstäglichen Politbüro-Sitzung von Günter Mittag, der den erkrankten Honecker vertritt, thematisiert, wie „das Loch Ungarn zuzumachen" sei, denn die Beantragung von Reisen nach Ungarn ist überall in der DDR sprunghaft angestiegen. Mehr
    • 12. September

      1989

      Auf Einladung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) trifft der FDGB-Vorsitzende Harry Tisch in der Bundesrepublik ein. Von Journalisten auf die Fluchtwelle aus der DDR angesprochen, fordert er verärgert unter anderem ein Ende der „Schlammschlacht".
    • 14. September

      1989

      In Bonn gibt der Erfurter Pfarrer Edelbert Richter die Gründung der DDR-Oppositionsgruppe „Demokratischer Aufbruch" bekannt, die sich für eine „sozialistische Gesellschaftsordnung auf demokratischer Basis" ausspricht und unter anderem für Menschenrechte, Reisefreiheit, Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit und freie Wahlen in der DDR eintritt.
    • 14. September

      1989

      Der West-Berliner Senat berät über die zunehmende Zahl von DDR-Flüchtlingen und deren Unterbringung. Es soll alles unternommen werden, um Notquartiere bereitzustellen.
    • 14. September

      1989

      DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler verhängt am 14. September 1989 über alle Angehörigen der NVA und Grenztruppen einschließlich der Generäle, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Zivilverteidigung ein totales Reiseverbot nach Ungarn und durch Ungarn. Befehl von DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler: Ungarn-Reiseverbot für alle Angehörigen der NVA und der Grenztruppen der DDR, 14. September 1989
    • 18. September

      1989

      Leipzig am 18. September 1989: Volkspolizei sperrt die Zugangswege zum Nicolaikirchhof ab.
      Hunderte von Demonstranten gehen in Leipzig im Anschluss an das Friedensgebet in der Nikolaikirche auf die Straße. „Wir bleiben hier!", lauten die Sprechchöre, und nicht mehr, wie in den zurückliegenden Wochen: „Wir wollen raus!" Zahlreiche Demonstranten werden festgenommen. Mehr
    • 19. September

      1989

      Das Neue Forum beantragt als erste oppositionelle Gruppierung die Zulassung als Bürgervereinigung. Zwei Tage später lehnt das Innenministerium den Antrag mit der Begründung ab, das Neue Forum stelle eine „staatsfeindliche Plattform" dar. Den Aufruf des Neuen Forum haben bis zu diesem Zeitpunkt 3.000 Menschen unterschrieben.
    • 19. September

      1989

      Die Synode des Evangelischen Kirchenbundes verabschiedet in Eisenach einen Beschluss, in dem sie eine pluralistische Medienpolitik, demo­kratische Parteienvielfalt, Reisefreiheit für alle Bürger, wirtschaftliche Reformen und Demonstrationsfreiheit als „längst überfällige Reformen" einklagt.
    • 20. September

      1989

      Die Bonner Botschaft in Warschau muss wegen Überfüllung geschlossen werden.
    • 20. September

      1989

      Das ZK der KPdSU verabschiedet eine Erklärung zur Nationalitätenpolitik, in der den Republiken wirtschaftliche Selbstständigkeit versprochen wird.
    • 20. September

      1989

      Staatssekretär Franz Bertele sendet in einem Fernschreiben an den Chef des Bundeskanzleramts Rudolf Seiters seine Einschätzung der Arbeit von DDR-Oppositionsgruppen: „die Arbeit neuer und alter Gruppen in der DDR" sei „weit entfernt von effektiver Oppositionsarbeit". Auch das Neue Forum werde kaum zu „einer Mobilisierung beitragen". Fernschreiben von Staatssekretär Bertele an den Chef des Bundeskanzleramts zur Einschätzung der Arbeit von DDR-Oppositionsgruppen (Auszüge), Berlin (Ost), 20. September 1989
    • 22. September

      1989

      Fest entschlossen, allen Demonstrationen und „Provokationen" ein schnelles Ende zu bereiten, weist Erich Honecker die Ersten Sekretäre der SED-Bezirksleitungen in einem Fernschreiben an, „dass diese feindlichen Aktionen im Keime erstickt werden müssen, dass keine Massenbasis dafür zugelassen wird." Zugleich sei Sorge dafür zu tragen, „dass die Organisatoren der konterrevolutionären Tätigkeit isoliert werden." Telegramm von SED-Generalsekretär Erich Honecker an die 1. Sekretäre der SED-Bezirksleitungen: Feindliche Aktionen müssen im Keime erstickt werden, (Ost-)Berlin, 22.9.1989
    • 23. September

      1989

      In Moskau trifft sich die englische Premierministerin Margaret Thatcher mit Michail Gorbatschow und betont in einem gemeinsamen Gespräch: „Die Wiedervereinigung Deutschlands liegt nicht im Interesse Großbritanniens und Westeuropas. Es mag sich in unseren offiziellen Stellungnahmen anders anhören, aber das muss man nicht weiter ernst nehmen. Wir wollen kein wiedervereintes Deutschland. Es könnte unsere Sicherheit bedrohen." Record of Conversation between Mikhail Gorbachev and Margaret Thatcher, Moscow, September 23, 1989 [English/Excerpt]
    • 24. September

      1989

      Die Botschaft der Bundesrepublik in Prag wird zum Sammelpunkt für DDR-Flüchtlinge, weil die CSSR die Kontrollen an der Grenze zu Ungarn verschärft.
    • 25. September

      1989

      Auf der Montagsdemonstration in Leipzig fordern 5.000 bis 8.000 Demonstranten demokratische Reformen und die Zulassung des Neuen Forum. Die Ausreisewilligen unter den Demonstranten sind jetzt zur Minderheit geworden.
    • 26. September

      1989

      Der stellvertretende Stasi-Minister Rudolf Mittig ruft die stellvertretenden Chefs der MfS-Bezirksverwaltungen zusammen und gibt als Parole aus, die „feindlich-oppositionellen Zusammenschlüsse" mit dem Ziel der Zerschlagung „operativ zu bearbeiten". Mehr
    • 26. September

      1989

      SED-Generalsekretär Erich Honecker befiehlt zur „Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung" und „zur Verhinderung von Provokationen unterschiedlicher Art" für den 40. Jahrestag der DDR die Herstellung der Führungsbereitschaft der Bezirkseinsatzleitung Berlin sowie der Kreiseinsatzleitungen der Berliner Stadtbezirke. Mehr
    • 27. September

      1989

      Die CSSR-Regierung erklärt, dass es für die mittlerweile mehr als 900 Prager Botschaftsbesetzer keine ungarische Lösung geben werde.
    • 29. September

      1989

      Gewerkschaftsmitglieder aus dem VEB Bergmann-Borsig, einem Berliner Großbetrieb, verleihen gegenüber dem FDGB-Vorsitzenden und Politbüromitglied Harry Tisch ihrer Empörung Ausdruck, „die Abkehr so vieler unserer Menschen ausschließlich als Machwerk des Klassengegners zu entlarven, bei dem diese DDR-Bürger nur Opfer oder Statisten sein sollen." Wie Rockmusiker und Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler und auch Vertreter der Blockparteien fordern sie die SED zum öffentlichen Dialog mit allen Kräften in der Gesellschaft auf.
    • 30. September

      1989

      Die DDR lenkt im Prager Botschaftskonflikt auf sowjetischen Druck hin ein: Außenminister Genscher und Kanzleramtsminister Seiters reisen nach Prag und verkünden die Ausreiseerlaubnis für die Botschaftsbesetzer. In verriegelten Sonderzügen werden einige tausend DDR-Flüchtlinge über das Territorium der DDR in die Bundesrepublik gebracht.
      Brief von DDR-Außenminister Oskar Fischer an SED-Generalsekretär Erich Honecker, 29. September 1989
    • September 1989

      Im September gelingt 33.255 Bürgern die Flucht in den Westen; 11.903 Menschen dürfen die DDR mit Genehmigung verlassen.
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