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Todesopfer

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Horst Plischke: Erinnerungsstele westlich der Glienicker Brücke in Potsdam, gegenüber der Villa Schöningen

Horst Plischke

geboren am 12. Juli 1939
ertrunken am 19. November 1962


in der Havel nördlich der Glienicker Brücke
am Außenring zwischen Potsdam und Berlin-Zehlendorf
Am 19. November 1962 versucht der 23-jährige Horst Plischke von Potsdam nach West-Berlin zu flüchten. In den frühen Morgenstunden steigt er nördlich der Glienicker Brücke ins Wasser der Havel, um an das gegenüberliegende West-Berliner Ufer zu schwimmen. Doch gegen 3.30 Uhr entdecken DDR-Grenzsoldaten seinen Fluchtversuch.Am 19. November 1962 versucht der 23-jährige Horst Plischke von Potsdam nach West-Berlin zu flüchten. In den frühen Morgenstunden steigt er nördlich der Glienicker Brücke ins Wasser der Havel, um an das gegenüberliegende West-Berliner Ufer zu schwimmen. Doch gegen 3.30 Uhr entdecken DDR-Grenzsoldaten seinen Fluchtversuch. West-Berliner Pressemeldungen zufolge fallen mehrere Schüsse. Danach werden das Wasser und das östliche Ufer des Jungfernsees, eines Ausläufers der Havel, abgesucht. [1] Auch am nächsten Tag wird die Suchaktion fortgesetzt. [2] Doch Horst Plischke bleibt verschwunden.

Vier Monate später machen zwei Grenzsoldaten einen grausigen Fund. Am 10. März 1963 gegen 6.45 Uhr entdecken sie im Jungfernsee die Leiche eines jungen Mannes, die infolge des Tauwetters an die Wasseroberfläche gelangt ist. [3] Der Tote trägt einen Personalausweis sowie eine Einberufung zum Wehrdienst bei sich. Daraus geht hervor, dass er der am 12. Juli 1939 in Braunau geborene Horst Plischke aus Potsdam ist. [4] Im Laufe der weiteren Untersuchungen kommen die DDR-Behörden zu dem Schluss, dass Horst Plischke der Flüchtling ist, auf den am frühen Morgen des 19. November 1962 geschossen wurde. Er ist damals, ohne von den Kugeln der Grenzposten getroffen worden zu sein, im See ertrunken.

Im Westen bleibt das Schicksal von Horst Plischke trotz der Pressemeldungen über die Schüsse am Jungfernsee zu DDR-Zeiten gänzlich unbekannt. Sein Tod ist bei keiner Behörde registriert, sein Name auf keiner Opferliste erfasst. Doch im Zuge der strafrechtlichen Verfolgung der Gewalttaten an der Mauer werden im November 1994 in den Hinterlassenschaften der DDR-Grenztruppen Dokumente entdeckt, die den gescheiterten Fluchtversuch und die Bergung von Horst Plischke belegen. Die weiteren Nachforschungen bestätigen, dass der 23-Jährige damals nicht erschossen wurde, sondern ertrunken ist. Die beteiligten Grenzer können somit juristisch nicht belangt werden und die Berliner Staatsanwaltschaft stellt ihre Ermittlungen am 3. Mai 1995 ein. [5] Archivdokumente oder Zeitzeugen, die darüber Auskunft geben, wer Horst Plischke war und aus welchen Gründen er flüchten wollte, konnten bisher nicht gefunden werden.

Text: Christine Brecht

[1] Vgl. Berliner Morgenpost, 20.11.1962; Der Tagesspiegel, 20.11.1962. [2] "Vopo-Boote setzen Suche nach Flüchtling fort", Der Tagesspiegel, 21.11.1962. [3] Vgl. Bericht des VPKA Potsdam/Aufklärung-Meldewesen für die Zeit vom 1.3.–29.3.1963, 29.3.1963, in: BLHA, Bez. Pdm. Rep. 405, 15.1, Nr. 590, Bl. 70-71. [4] Vgl. Sofortmeldung der NVA/1.GB über den Fund einer Leiche, 10.3.1962, in: BArch, VA-07/8462, Bd. 2, Bl. 213, sowie Operative Tagesmeldung Nr. 69/63 der NVA/1.GB, 11.3.1963, in: BArch, VA-07/4755, Bd. 1, Bl. 256. [5] Vgl. Bericht der ZERV, 18.4.1995, in: StA Berlin, Az. 27 AR 726/94, Bl. 27; Mitteilung der Staatsanwaltschaft II bei dem Landgericht Berlin, 3.5.1995, in: StA Berlin, Az. 27 AR 726/94, o.Pag.
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