Chronik

Chronik 1989

Ãœberblick

„Die Mauer ... wird in fünfzig und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben", erklärt Erich Honecker noch Ende Januar 1989. Tatsächlich erscheint die DDR den meisten Zeitgenossen zu dieser Zeit stabil, obwohl das aufziehende wirtschaftliche Desaster am Zustand der Industrieanlagen, der Bausubstanz der Altstädte, der Straßen sowie der Luft- und Wasserverschmutzung erkennbar wird. Mehr
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    • 1. Oktober

      1989

      Die Gründungsmitglieder des Neuen Forum geben bekannt, dass sie gegen die Nichtzulassung als Vereinigung beim Ministerium des Innern Beschwerde einlegen werden. Mehr
    • 2. Oktober

      1989

      Leipzig am 2. Oktober 1989: Der Demonstrationszug zieht über den Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) auf den Leipziger Innenstadtring.
      Montagsdemonstration in Leipzig mit bis zu 20.000 Teilnehmern. Die Losungen lauten unter anderem: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", „Wir bleiben hier", „Gorbi, Gorbi", „Neues Forum zulassen" und „Freiheit für die Gefangenen". Mehr
    • 2. Oktober

      1989

      In Peking ist am Vortag der 40. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China feierlich begangen worden; Egon Krenz nimmt für das SED-Politbüro teil. „In den Kämpfen unserer Zeit stehen DDR und China Seite an Seite" – diese Schlagzeile des „Neuen Deutschland" weckt Befürchtungen, dass auch die SED bereit sein könnte, Demonstrationen gewaltsam niederzuschlagen.
    • 2. Oktober

      1989

      Ankunft von DDR-Flüchtlingen in Ahlsfeld, Oktober 1989
      In einem ADN zugeschriebenen Kommentar wird den über Prag ausgereisten DDR-Bürgern hinterher gerufen: „Wir weinen ihnen keine Träne nach." „Sich selbst aus unserer Gesellschaft ausgegrenzt", Neues Deutschland, 2. Oktober 1989
    • 3. Oktober

      1989

      Die DDR schließt faktisch ihre Grenzen, indem sie den visafreien Reiseverkehr in die CSSR „aussetzt"; ab dem nächsten Tag wird diese Maßnahme auch auf den Transitverkehr nach Bulgarien und Rumänien ausgedehnt. Proteste bis hin zu Streikandrohungen aus den grenznahen Gebieten zur CSSR sind die Folge. „Zeitweilige Aussetzung des paß- und visafreien Verkehrs zwischen DDR und CSSR", Neues Deutschland, 4. Oktober 1989
    • 4. Oktober

      1989

      Ankunft von DDR-Flüchtlingen in Ahlsfeld, Oktober 1989
      Noch einmal dürfen etwa 7.000 DDR-Bürger, die erneut die Prager Botschaft besetzt haben, in verriegelten Sonderzügen in die Bundesrepublik ausreisen. Mehr
    • 6. Oktober

      1989

      In der „Leipziger Volkszeitung" wird unter dem Namen des Kommandeurs der Kampfgruppenhundertschaft „Hans Geiffert", Günter Lutz, und der Überschrift „Staatsfeindlichkeit nicht länger dulden" bekannt gegeben, dass die Kampfgrüppler im Hinblick auf die bevorstehende Montagsdemonstration bereit und willens seien, „das von uns mit unserer Hände Arbeit Geschaffene wirksam zu schützen, um diese konterrevolutionären Aktionen endgültig und wirksam zu unterbinden. Wenn es sein muss, mit der Waffe in der Hand."
    • 6./7. Oktober

      1989

    • 7. Oktober

      1989

      Links im Bild ist eine Reihe Volkspolizisten zu sehen, die eine Kette bilden, indem sie ihre Arme untergehakt haben. Rechts steht ein Mann in Jeansjacke vor ihnen, der ihnen einen Vogel zeigt.
      Am Abend des 7. Oktober demonstrieren Jugendliche vor dem Palast der Republik. An diesem wie am folgenden Abend kommt es in Ost-Berlin und anderen Städten zu schweren Übergriffen der Volkspolizei und Massenfestnahmen. Mehr
    • 8. Oktober

      1989

      Erich Honecker teilt den Ersten Sekretären der SED-Bezirksleitungen telegrafisch mit, dass die Demonstrationen des Vortages „gegen die verfassungsmäßigen Grundlagen unseres sozialistischen Staates gerichtet waren."

      Es sei damit zu rechnen, dass es zu weiteren „Krawallen" käme. Für diesen Fall erteilt er den Befehl: „Sie sind von vornherein zu unterbinden." Die Bezirkseinsatzleitungen, so Honeckers Anweisungen weiter, sollten unverzüglich zusammenkommen und „Maßnahmen" beraten; die Ersten Sekretäre hatten fortan der Abteilung Parteiorgane des ZK täglich über die Lageentwicklung zu berichten.

      Entsprechend beurteilt Stasi-Chef Mielke die Lage im Innern „als erheblich verschärft". Zur wirksamen Zurückdrängung bzw. Unterbindung aller „Zusammenrottungen" befiehlt der Stasi-Chef am gleichen Tag „volle Dienstbereitschaft" für alle Angehörigen des MfS und die Bereithaltung ausreichender Reservekräfte, „deren kurzfristiger Einsatz auch zu offensiven Maßnahmen zur Unterbindung und Auflösung von Zusammenrottungen zu gewährleisten ist." Stasi-Mitarbeiter haben bis auf Widerruf ihre Dienstwaffe ständig bei sich zu führen. Die Berichterstattung westlicher Journalisten über Demonstrationen soll konsequent verhindert werden. – Ungeachtet dessen beginnt in Dresden der Dialog zwischen Opposition („Gruppe der 20") und der bezirklichen SED-Führung.

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    • 9. Oktober

      1989

      „Tag der Entscheidung" in Leipzig: 70.000 Menschen demonstrieren in Leipzig friedlich für Reformen. Mehr
    • 9. Oktober

      1989

      Diskussion und Mahnwache in der Ost-Berliner Gethsemane Kirche, 9. Oktober 1989
      Seit Anfang Oktober finden in der Ost-Berliner Gethsemanekirche Mahnwachen für politisch Inhaftierte statt. Tausende DDR-Bürger unterstützen die Aktionen und kommen zu den Gottesdiensten oder beteiligen sich an den Diskussionen. Mehr
    • 10. Oktober

      1989

      Gespräche zwischen den Dresdner Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer und der Opposition wecken Hoffnungen auf den Beginn eines Dialogs. Mehr
    • 10./11. Oktober

      1989

      Vor dem Roten Rathaus und in der Kongreßhalle beginnen im Stadtzentrum "Sonntagsgespräche" unter dem Motto "Offene Türen - offene Worte". Günther Schabowski, 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung, diskutiert mit den Demonstranten, Oktober 1989.
      Am Ende einer ungewöhnlich kontrovers verlaufenden zweitägigen Krisensitzung erklärt das SED-Politbüro die Bereitschaft der Partei zu einem Dialog mit der Bevölkerung. Mehr
    • 16. Oktober

      1989

      Montagsdemonstration auf dem Karl-Marx-Platz in Leipzig; Aufnahme 16. Oktober 1989
      Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren in Leipzig. Sie fordern die Zulassung des Neuen Forum, freie Wahlen sowie Reise-, Presse- und Meinungsfreiheit. Auch parallele Demonstrationen mit rund 10.000 Teilnehmern in Dresden und Magdeburg, 5.000 in Halle und 3.000 in Berlin verlaufen friedlich. Mehr
    • 17./18. Oktober

      1989

      Offizieller Amtsantritt von Egon Krenz (r.), dem neuen Generalsekretär des ZK der SED, vor dem Sitz des Staatsrates am Marx-Engels-Platz; Aufnahme 24. Oktober 1989
      Ein erbitterter Machtkampf im SED-Politbüro endet mit dem Sturz Erich Honeckers, der gezwungen wird, seinen Abgang im SED-Zentralkomitee mit gesundheitlichen Gründen zu erklären. Egon Krenz wird neuer SED-Generalsekretär. Mehr
    • 21. Oktober

      1989

      Auf einer Dienstbesprechung des erweiterten Führungskreises des MfS lässt Stasi-Chef Mielke wenig Zweifel daran, dass die Linie der Partei, politische Probleme mit politischen Mitteln zu lösen, gegen seine tschekistische Grundüberzeugung verstößt. Mehr
    • 23. Oktober

      1989

      300.000 Menschen demonstrieren in Leipzig, Zehntausende in Magdeburg, Dresden, Schwerin, Zwickau, Halle, Stralsund und Berlin sowie bereits an den Vortagen in Plauen und Rostock.
    • 24. Oktober

      1989

      Das SED-Politbüro fasst einen Beschluss zu „Reisen von Bürgern der DDR in das Ausland": „1. Der Entwurf des Gesetzes zu Reisen von Bürgern der DDR in das Ausland und Varianten für die Finanzierung der Reisen sind dem Politbüro kurzfristig vorzulegen. (...) 2. Zur breiten Diskussion des Gesetzentwurfes ist eine Argumentation auszuarbeiten."
    • 24. Oktober

      1989

      Im Auftrag von Egon Krenz verhandelt DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski im Kanzleramt mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Kanzleramtsminister Rudolf Seiters über eine „neue Stufe“ der Beziehungen der DDR zur Bundesrepublik. Im Mittelpunkt steht besonders der Wunsch nach einer finanziellen Beteiligung der Bundesregierung an den mit dem von der DDR beabsichtigten Reisegesetz verbundenen Kosten. Schreiben von Alexander Schalck an Egon Krenz, 24. Oktober 1989
    • 26. Oktober

      1989

      Das MfS zählt allein an diesem Tag 160.000 Bürger, die auf Demonstrationen in den Bezirken Rostock, Erfurt, Gera, Schwerin, Chemnitz, Neubrandenburg, Dresden und Halle vor allem freie Wahlen, die Zulassung der Oppositionsgruppen und Reisefreiheit fordern. Mehr
    • 27. Oktober

      1989

      Der DDR-Staatsrat verkündet eine Amnestie für alle Flüchtlinge und Demonstrationsteilnehmer. – Der DDR-Ministerrat beschließt, die am 3. Oktober verhängte „zeitweilige Aussetzung des paß- und visafreien Reiseverkehrs" nach der CSSR ab 1. November 1989 aufzuheben. Ab diesem Zeitpunkt sollen DDR-Bürger die Grenze zur CSSR wieder mit ihrem Personalausweis überqueren können.
    • 31. Oktober

      1989

      Die USA und die Sowjetunion vereinbaren für den 2./3. Dezember ein Gipfeltreffen auf Malta.
    • 31. Oktober

      1989

      Das SED-Politbüro erörtert eine Vorlage von fünf führenden Ökonomen zur „Analyse der ökonomischen Lage der DDR mit Schlussfolgerungen". Mehr
    • Oktober 1989

      Im Oktober gelingt 57.024 Bürgern die Flucht in den Westen; 30.598 Menschen dürfen die DDR mit Genehmigung verlassen.
  • November 
  • Dezember 
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