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Flucht mit dem Fahrgastschiff Friedrich Wolf, 8. Juni 1962

Flucht mit dem Fahrgastschiff Friedrich Wolf, 8. Juni 1962

Am frühen Morgen des 8. Juni 1962 entführen 13 junge Ost-Berliner mit einem Baby den Ausflugsdampfer „Friedrich Wolf“. Kapitän und Maschinist hatten sie zuvor unter Alkohol gesetzt und in ihre Kabinen unter Deck eingesperrt. Die West-Berliner Polizei - von einem Freund der Gruppe über das Fluchtvorhaben unterrichtet – liegt mit einem Einsatzkommando bereit.

Aus Treptow kommend, nähert sich das Schiff auf der Spree gegen 5.05 Uhr der Oberbaumbrücke. In Höhe des Landwehrkanals - etwa 400 Meter vor der Brücke - dreht es plötzlich bei und fährt mit voller Kraft auf die in West-Berlin gelegene Obere Schleuse zu. Drei DDR-Grenzboote verfolgen den Dampfer und nehmen ihn unter Beschuss: 135 Kugeln werden aus allen Richtungen abgefeuert, zwölf davon schlagen im Westen ein. Im Kugelhagel landet das Schiff am West-Berliner Ufer an. Unter Feuerschutz der West-Berliner Polizei springen die Flüchtlinge ans Ufer. Kapitän und Maschinist kehren auf eigenen Wunsch mit dem Dampfer nach Ost-Berlin zurück.

Fortan werden alle Fahrgastschiffe in Ost-Berlin nachts bewacht – und die Steuerrräder müssen abgeschraubt und bei der Betriebsaufsicht deponiert werden.

Quelle: Hans-Hermann Hertle, Die Berliner Mauer – Monument des Kalten Krieges, Bonn 2007, S. 68/69.

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