Chronik

Chronik 1961

Ãœberblick

In der Nacht vom 12. auf den 13. August gab Walter Ulbricht als SED-Parteiführer und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR den Befehl zur Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin. Im Einverständnis mit der Sowjetunion, wenige Tage zuvor in Moskau eingeholt, und mit Rückendeckung der sowjetischen Truppen in der DDR wird das letzte „Schlupfloch" versperrt, durch das der Parteidiktatur noch zu entkommen ist: Am frühen Morgen des 13. August beginnen bewaffnete Grenzpolizisten mitten in Berlin das Straßenpflaster aufzureißen. Mehr
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    • 3. Oktober

      1961

      Ein ganzes Dorf flüchtet aus der DDR in die Bundesrepublik: Die Bewohner von Böseckendorf im Harz machen sich in der Nacht zum 3. Oktober auf den Weg über die Grenze: 16 Familien mit 22 Kindern, insgesamt 53 Menschen, gelangen bei Duderstadt wohlbehalten in die Bundesrepublik. Mehr
    • 4. Oktober

      1961

      Bernd Lünser springt am 4. Oktober 1961 vom Dach dieses Hauses in der Bernauer Straße 44 in den Tod: Er verfehlt das Sprungtuch der West-Berliner Feuerwehr.
      Der 22-jährige Bernd Lünser will sich am Abend des 4. Oktober in der Bernauer Straße mit einem Wäscheseil in den Westteil von Berlin abseilen. Doch sein Fluchtvorhaben wird bemerkt. Grenzpolizisten eröffnen das Feuer. Erstmals gibt die West-Berliner Polizei einem Flüchtenden Feuerschutz; im Feuergefecht wird ein Grenzpolizist verletzt. Mehr
    • 5. Oktober

      1961

      Der Ausbau der Sperranlagen und die Arbeiten zur Errichtung eines 100 Meter breiten Todesstreifens am Berliner Außenring werden fortgesetzt.
    • 5. Oktober

      1961

      Trauerkundgebung für Udo Düllick an der Sektorengrenze in Berlin-Kreuzberg, Spreeufer, 7. Oktober 1961
      Erneut endet ein Fluchtversuch in Berlin tödlich. Der 25-jährige Udo Düllick, von Grenzpolizisten beschossen und zum Tauchen gezwungen, ertrinkt im kalten Wasser der Spree zwischen Berlin-Friedrichshain und Berlin-Kreuzberg, nahe der Oberbaumbrücke. Mehr
    • 5. Oktober

      1961

      Der Beschluss der amerikanischen Regierung, den West-Berliner Sender RIAS mit 300.000 Dollar zu unterstützen, stößt auf ein geteiltes Echo. Mehr
    • 6. Oktober

      1961

      Im Vordergrund stehen mehrere uniformierte Männer zwischen Stacheldrahtverhauen. Im Hintergrund sind Haufen von Holzlatten und halbzerstörte Hütten zu sehen.
      Mit Befehl 76/61 erlässt der DDR-Minister für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffmann, „Bestimmungen über den Schußwaffengebrauch für das Kommando Grenze der Nationalen Volksarmee". Mehr
    • 6. Oktober

      1961

      Carl-August von Halle im Sommer 1961, wenige Monate vor seiner Verhaftung: Fluchthilfe durch die Kanalisation in den Westen – und an die Stasi verraten, 6. Oktober 1961
      Der West-Berliner Student Carl-August v. Halle verhilft DDR-Bürgern zur Flucht in den Westen. Er reist nach Ost-Berlin, um eine Fluchtwillige zu treffen - und tappt in eine Falle der Stasi. Wegen "fortgesetzter Beihilfe zur Republikflucht" wird er im Februar 1962 zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Fluchthilfe durch die Kanalisation in den Westen – und an die Stasi verraten, 6. Oktober 1961
    • 9. Oktober

      1961

    • 12. Oktober

      1961

      Ein Mann sitzt auf der Mauer und hantiert mit Ziegelsteinen. Hinter ihm steht ein zweiter Arbeiter mit einem Hammer in der Hand. Einige Menschen im Vordergrund beobachten die Arbeiten. Im Hintergrund ist ein Teil der St. Michael-Kirche erkennbar.
      Auf die Frage, ob er noch einmal auf den Einsatz von Gewalt gegen den Mauerbau verzichten oder eine andere Entscheidung treffen werde, antwortet US-Präsident John F. Kennedy auf einer Pressekonferenz: „Wie Sie wissen, stehen Ost-Berlin und Ostdeutschland bereits effektiv seit 1947 und 1948 unter der Kontrolle der Sowjetunion. Es gab hierbei keine Vier-Mächte-Kontrolle; sie (die Sowjets) haben dieses Gebiet kontrolliert. Mehr
    • 12. Oktober

      1961

      An der innerdeutschen Grenze bei Zicherie im Landkreis Gifhorn erschießen Grenzpolizisten den westdeutschen Journalisten Kurt Lichtenstein. Der Redakteur der „Westfälischen Rundschau" hatte sich für eine Reportage einige Meter auf DDR-Gebiet vorgewagt.
    • 12. Oktober

      1961

      In West-Berlin dringen bewaffnete DDR-Grenzpolizisten in den frühen Morgenstunden im Bezirk Reinickendorf auf West-Berliner Gebiet vor und umstellen ein an der Grenze liegendes Haus, in dem sie einen in der Nacht geflüchteten Grenzpolizisten vermuten. Die zu Hilfe geholte West-Berliner Polizeifunkstreife verhandelt mit den Grenzpolizisten und bewegt sie zum Rückzug. Der Leiter der Polizeiinspektion Reinickendorf schildert einem RIAS-Reporter den Grenzzwischenfall und äußert sich zum polizeilichen Schutz von West-Berlin.
    • 13. Oktober

      1961

      Neun DDR-Flüchtlinge unternehmen mit einem Lastkraftwagen im Süden von Berlin, an der Grenze zu Zehlendorf, einen Fluchtversuch nach West-Berlin. Der Lkw bleibt in den Grenzanlagen stecken. Die Insassen des Fahrzeuges müssen ihre Flucht zu Fuß fortsetzen. Grenzpolizisten nehmen die Flüchtenden unter Dauerbeschuss. Doch keiner von ihnen wird getroffen, alle erreichen West-Berlin.
    • 14. Oktober

      1961

      Werner Probst: geboren am 18. Juni 1936, erschossen am 14. Oktober 1961 bei einem Fluchtversuch im Berliner Grenzgewässer (Aufnahmedatum unbekannt)
      Bei dem Versuch, vom östlichen Spreeufer an der Schillingbrücke an das West-Berliner Ufer zu schwimmen, wird der 25-jährige Werner Probst von Grenzpolizisten entdeckt und beschossen. Tauchend schwimmt er weiter durch das kalte Wasser. Als er bereits die Ausstiegsleiter an der West-Berliner Kaimauer erreicht hat, wird er von einer Kugel tödlich in die Brust getroffen. Werner Probst, geboren am 18. Juni 1936, erschossen am 14. Oktober 1961 in der Spree nahe der Schillingbrücke
    • 14. Oktober

      1961

      Zugemauerte Fenster in der Bernauer Straße 18. Oktober 1961
      In der Bernauer Straße werden weitere Fenster von Grenzhäusern zugemauert. Auf den Dächern werden Stacheldraht und Drahthindernisse gezogen, die früheren Straßenübergänge mit einem Meter breiten und zwei Meter langen Betonplatten zusätzlich blockiert.
    • 16. Oktober

      1961

      In der abendlichen RIAS-Nachrichtensendung „Die Zeit im Funk" spricht der RIAS-Journalist Hans-Peter Herz mit einem nach West-Berlin geflohenen Grenzpolizisten über die Gründe seiner Flucht sowie die Stimmung in seiner Einheit und in der Bevölkerung.
    • 16. Oktober

      1961

    • 17. Oktober

      1961

      In Moskau beginnt der XXII. Parteitag der KPdSU. Er zieht sich über zehn Tage hin. In seinem Rechenschaftsbericht erklärt Parteichef Nikita Chruschtschow, dass der Termin einer Unterzeichnung des Friedensvertrages dann nicht mehr von Bedeutung sei, wenn die Westmächte ihre Bereitschaft „zur Regelung des deutschen Problems" zeigten. Mehr
    • 17. Oktober

      1961

      In einer Rede vor dem britischen Oberhaus versichert Außenminister Lord Home, dass alle Pläne seiner Regierung zur Lösung des Deutschland-Problems von der Voraussetzung ausgehen, dass „die Deutschen genau wie jedes andere Volk Anspruch auf Selbstbestimmung" haben. Mehr
    • 18. Oktober

      1961

      Auszeichnung der 1. Grenzbrigade (Berlin) mit der Fahne für kasernierte Einheiten
      Der DDR-Innenminister verleiht der für die Berliner Sektorengrenze zuständigen 1. Grenzbrigade die „Fahne für kasernierte Einheiten". Die Fahne, so heißt es in der Verleihungsurkunde, „ist das Symbol der Ehre, Tapferkeit und des Ruhmes. Sie mahnt jeden Kämpfer und Kommandeur an seine heilige Pflicht, der Deutschen Demokratischen Republik ergeben zu dienen, sie mutig und opferbereit zu schützen".
    • 22. Oktober

      1961

      US-Soldaten eskortieren ein Zivilfahrzeug über den Grenzübergang am Checkpoint Charlie, Oktober 1961.
      Der stellvertretende Chef der US-Mission in Berlin, Edwin A. Lightner, wird von der Volkspolizei zur Kontrolle gestoppt. Er ist in Zivil und möchte mit seiner Frau eine Theatervorstellung in Ost-Berlin besuchen. Die Amerikaner betrachten die DDR-Kontrollmaßnahme als Anmaßung und Angriff auf die alliierten Rechte.


      Amerikanische Militär-Eskorten begleiten danach wiederholt Wagen mit amerikanischen Zivilisten durch den Übergang, ohne vom Kontrollpersonal angehalten zu werden.

      Einen Tag später verfügt das DDR-Innenministerium, dass sich Mitglieder der amerikanischen Militärmission in Zivil bei der Einfahrt nach Ost-Berlin ausweisen müssen. weniger anzeigen
    • 23. Oktober

      1961

      Die Soldaten der 1. Motorisierten Schützendivision der DDR-Volksarmee appellieren an alle Angehörigen der Bundeswehr, die Fronten zu klären" und zu entscheiden, auf welcher Seite der Barrikade sie stünden: Mehr
    • 23. Oktober

      1961

      Betonplatten blockieren einen früheren Straßenübergang zwischen Berlin-Mitte (Ost-Berlin) und Wedding (West-Berlin), 18. Oktober 1961.
      Zur „Eindämmung bzw. Verhinderung weiterer Übergriffe" der DDR-Grenzpolizisten werden die West-Berliner Sektor- und Zonengrenzposten mit Maschinenpistolen und Tränengaswurfkörpern ausgerüstet. Jede von der östlichen Seite ausgelöste Tränengasaktion und der Einsatz von Rauchkörpern darf fortan mit gleichen Mitteln erwidert werden. Mehr
    • 24. Oktober

      1961

      Noch während des XXII. Parteitages bringt die Sowjetunion eine 50-Megatonnen-Atombombe zur Explosion. Die Zündung der Superbombe löst weltweite Proteste aus. Über die notwendige Trägerrakete für den Transport einer solchen Bombe verfügt die Sowjetunion zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Mehr
    • 25.-28. Oktober

      1961

    • 30. Oktober

      1961

      Krieg der Lautsprecher: Einsatz eines Lautsprecherwagens der Grenzpolizei gegen die Sendungen des Studios am Stacheldraht, 29. Oktober 1961.
      Im Lautsprecherkrieg an der Sektorengrenze ertönt folgende Durchsage der „DDR-Organe" an die Ost-Berliner: „Liebe Berliner! Wir bitten Sie weiterzugehen. Erschweren Sie unseren Grenzsicherungsorganen nicht ihre verantwortungsvolle Arbeit. Mehr
    • 31. Oktober

      1961

      Ein Mann, eine Frau und ein Kind schauen über die Mauer, sie sind von hinten zu sehen. Auf der anderen Seite der Mauer steht eine Häuserzeile. Im zweiten Stock eines Wohnhauses stehen Menschen am Fenster.
      Tagtäglich ist die Mauer Treffpunkt von Berlinern aus Ost und West: Bekannte, Freunde, Verwandte, Großmütter, Töchter, Söhne und Enkelkinder versuchen trotz des seit Wochen verhängten Verbots, durch Winken und Zurufe miteinander in Kontakt zu bleiben.
    • Pressestimmen Ost im Oktober

      In der „Berliner Zeitung" vom 5. Oktober 1961, der Tageszeitung der SED-Bezirksleitung Berlin, kommentiert Frank-Joachim Herrmann unter der Überschrift „Die Uhr ist neu gestellt": „Die Realität zweier deutscher Staaten bestimmt mehr und mehr die Überlegungen im westlichen Lager. Zahlreiche Zeitungen am Rhein läuten verdrossen die Sterbeglocken des Bonner Kurses der Stärke. Und unsere Republik, der jene Bankrotteure vor zwölf Jahren kurzfristigen Untergang prophezeiten, wächst, blüht und gedeiht. Sie setzt sich durch. Und in nicht fernen Zeiten wird sich ihr Charakter zum Wohle der arbeitenden Menschen auch gegen die museal anmutende, zählebige Unordnung Westdeutschlands durchgesetzt haben."
    • Oktober 1961

      Stacheldraht wird auf der Mauer angebracht (Berlin-Kreuzberg, Prinzenstraße), Oktober 1961.
      „Die Grenzsperren im SBS und in der SBZ wurden durch Errichten zusätzlicher Sperrmauern und Stacheldrahtzäune sowie Ausheben von Gräben weiterhin verstärkt“, so die West-Berliner Schutzpolizei in ihrem Bericht über die Entwicklung an der Sektoren- und Zonengrenze für den Monat Oktober. Tätigkeitsbericht der West-Berliner Schutzpolizei für den Monat Oktober 1961
    • Oktober 1961

      Im Oktober 1961 werden in West-Berlin und in der Bundesrepublik 5.366 Flüchtlinge aus der DDR registriert.
    • Pressestimmen West im Oktober

      Unter der Überschrift „Das Ende der Illusionen" kommentiert Richard Thilenius in der „Süddeutschen Zeitung" vom 30. September/1. Oktober 1961 die aktuelle Lage der Deutschlandpolitik: „Die sogenannte Wiedervereinigungspolitik Bonns ist, entsprechend ihrer inneren Unwahrhaftigkeit, niemals eine Politik, sondern ein Gebilde taktischer Propaganda-Phrasen gewesen, mit denen jede Möglichkeit vernebelt wurde, über die denkbaren Wege zu einer Wiedervereinigung mit der Gegenseite wenigstens einmal zu verhandeln." Mehr
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