Die restriktivere Genehmigung von Reiseanträgen wird nach kurzer Zeit spürbar. Deshalb spricht Bonns Ständiger Vertreter in der DDR, Hans Otto Bräutigam, bei Egon Krenz vor. Er gibt Krenz zu verstehen, „dass es aus der Sicht der Bundesregierung keinen auffälligen Rückschlag im Reiseverkehr geben dürfe".
Krenz entgegnet, dass „die Zahl der Reisen keine für alle Zeiten gültige Größe" sei. Alles hinge von den „Gesamtbeziehungen" ab. Zudem seien „ökonomische Fragen und die politische Atmosphäre" zu beachten. „Die Auffassung, dass der Reiseverkehr eine unveränderliche Tatsache ist", so Krenz, „sei also nicht zutreffend". Im übrigen seien die Regelungen zu Reisefragen allein eine „Angelegenheit der DDR selbst".
Vermerk über ein Gespräch zwischen Egon Krenz und Hans Otto Bräutigam in Ost-Berlin, 13. April 1988weniger anzeigen
14. April
1988
Nach langjährigen Verhandlungen kommt es in Genf zur Unterzeichnung eines Abkommens zur Lösung des Afghanistankonfliktes durch die Außenminister der USA, der UdSSR, von Pakistan und Afghanistan. Darin wird unter anderem der vollständige Abzug der sowjetischen Streitkräfte aus dem Land sowie die Rückkehr von mehr als fünf Millionen Flüchtlingen vereinbart.
19. April
1988
Die Zahl der Ausreise-Genehmigungen ist nach 1985 stark zurückgegangen (1985: 20.147; 1986: 16.902; 1987: 10.420). Ende 1987 liegen den DDR-Behörden 112.000 Ausreise-Anträge vor. Der Druck der Antragsteller und ihre Bereitschaft zu organisiertem und offenem Protest steigt.Mehr
Mit einer Leiter übersteigt ein 31-jähriger Gebäudereiniger die Grenzanlagen in der Nähe der Treptower Kleingartenkolonie „Sorgenfrei" nach Berlin-Neukölln. Zwei Grenzsoldaten geben insgesamt 18 Schüsse auf den Flüchtling ab, ohne ihn zu treffen.Mehr
Im größten polnischen Stahlwerk Nova Huta bei Krakau tritt die Belegschaft in den Ausstand und fordert neben einer Lohnerhöhung auch die Wiedereinstellung von Beschäftigten, denen aufgrund ihrer Mitarbeit in der verbotenen Gewerkschaft „Solidarnosc" gekündigt wurde.