Ãœberblick
„Die Mauer ... wird in fünfzig und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben", erklärt Erich Honecker noch Ende Januar 1989. Tatsächlich erscheint die DDR den meisten Zeitgenossen zu dieser Zeit stabil, obwohl das aufziehende wirtschaftliche Desaster am Zustand der Industrieanlagen, der Bausubstanz der Altstädte, der Straßen sowie der Luft- und Wasserverschmutzung erkennbar wird.Doch der Zwang zu Veränderungen in der DDR kommt von außen. Die Sowjetunion steckt in einer tiefen ökonomischen und politischen Krise.
Um das Wettrüsten zu beenden und damit ihre Militärausgaben zu begrenzen, unterschreiben die Moskauer Führung und alle ihre Verbündeten im Januar 1989 das Wiener KSZE-Abkommen. Darin verpflichten sie sich, das Recht für alle Bürger zu garantieren, ausreisen und wieder zurückkehren zu dürfen.
Am 2. Mai 1989 bauen ungarische Grenzsoldaten den Stacheldrahtzaun zu Österreich ab. In der DDR wird auf ersten Demonstrationen das Recht auf Ausreise gefordert: Über 100.000 Menschen warten auf die Genehmigung ihres Ausreiseantrags. Doch die DDR-Regierung bleibt hart.
Zu Beginn der Sommerferien ziehen viele ausreisewillige DDR-Bürger die Konsequenz: Sie besetzen die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ost-Berlin und die bundesdeutschen Botschaften in Warschau, Prag und Budapest. Tausende meist junge Leute fahren nach Ungarn mit dem Ziel, über Österreich in die Bundesrepublik auszureisen.
Am 10. September öffnet die ungarische Regierung die Grenze zu Österreich auch für DDR-Bürger. Die Mauer bröckelt, doch noch findet die SED Unterstützung in Prag.
DDR-Bürgern wird der Grenzübertritt von der Tschechoslowakei nach Ungarn verwehrt. Ende September besetzen über 10.000 DDR-Bürger die Botschaft der Bundesrepublik in Prag, um ihre Ausreise zu erzwingen. Am 30. September gibt Honecker nach und läßt die Flüchtlinge ziehen. Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher verkündet die Nachricht vom Balkon der Prager Botschaft aus.
Die DDR-Regierung zeigt weiter Härte und läßt die Grenze zur CSSR schließen. Gleichzeitig befiehlt Honecker, die immer zahlreicher stattfindenden Demonstrationen „im Keime zu ersticken". Sein Plan, in Leipzig Panzer „zur Einschüchterung" auffahren zu lassen, wird jedoch von führenden Militärs verworfen. Am 17. Oktober wird Erich Honecker im SED-Politbüro gestürzt. Sein Nachfolger Egon Krenz kündigt eine „Wende" an, doch die Kundgebungen gegen die SED breiten sich nun in der gesamten DDR aus. Hunderttausende Menschen fordern freie Wahlen, die Zulassung von Oppositionsgruppen und Reisefreiheit. Und am 9. November fällt schließlich die Mauer...
Die Chronik des Jahres 1989 zeichnet die Stationen der Auflösung, von Ausreise und Protest nach.
Im Mittelpunkt stehen die dramatischen Ereignisse vor und nach dem Mauerfall - rekonstruiert und illustriert mit Hilfe von Dokumenten, Film- und Tonmaterial, Fotos und Zeitzeugen-Interviews. Spitzenpolitiker wie George Bush und Michail Gorbatschow, Helmut Kohl und Egon Krenz kommen ebenso zu Wort wie Generäle und Offiziere des Ministeriums für Staatssicherheit und der Nationalen Volksarmee sowie ganz normale Berliner, die die Mauer zu Fall brachten. weniger anzeigen