US-Präsident George Bush unterrichtet Bundeskanzler Helmut Kohl telefonisch über den Verlauf der amerikanisch-sowjetischen Gespräche und die sich nun bietenden Möglichkeiten bei der Gestaltung der deutschen Vereinigung.Mehr
5. Juni
1990
Am Ost-Berliner Palast der Republik, in dem auch die DDR-Volkskammer tagt, wird das dreieinhalb Meter hohe DDR-Emblem abmontiert.
5.-8. Juni
1990
Vom 5. bis zum 8. Juni, besucht Bundeskanzler Kohl die USA. Er erhält an der Harvard University die Ehrendoktorwürde und geht in seiner Dankesansprache auf die berühmte Rede von George Marshall an der Harvard University im Jahre 1947 ein. Damals hatte Marshall das Wiederaufbauprogramm für Europa („Marshall-Plan") bekannt gegeben.Mehr
6. Juni
1990
Schon seit 1986 meint das Bundeskriminalamt zu wissen, dass Mitglieder der terroristischen Roten Armee Fraktion (RAF) in der DDR Unterschlupf gefunden haben. Im Mai 1990 werden Auslieferungsersuchen an die DDR gestellt. Als erste der gesuchten RAF-Terroristen wird Susanne Albrecht im Ost-Berliner Stadtbezirk Marzahn verhaftet.Mehr
7. Juni
1990
Der DDR-Ministerratsvorsitzende Lothar de Maizière nimmt in Moskau an der Tagung des Politischen Beratenden Ausschusses der Warschauer Vertragsorganisation (WVO) teil. Es zeigen sich deutliche Auflösungserscheinungen.Mehr
7. Juni
1990
In Großbritannien (Turnberry) tagen die NATO-Außenminister. In ihrer „Botschaft von Turnberry" begrüßen die Minister der Allianz die Moskauer-Erklärung.Mehr
8. Juni
1990
Die Botschafter der Drei Westmächte teilen dem Bundeskanzler in einer gemeinsamen Note mit, dass sie ihre alliierten Vorbehaltsrechte gegen die direkten Wahlen zum Bundestag in Berlin und gegen das volle Stimmrecht der Berliner Vertreter im Bundestag und Bundesrat aufheben.Mehr
9. Juni
1990
Ministerratsvorsitzender Lothar de Maizière reist als erster DDR-Regierungschef zu einem viertägigen Besuch in die Vereinigten Staaten. Er wird am 11. Juni vom amerikanischen Präsidenten Bush zu Gesprächen empfangen.Mehr
11. Juni
1990
Bei der abendlichen Beratung des Bundeskanzlers überrascht der Chef des Bundeskanzleramtes Rudolf Seiters die Anwesenden mit der Mitteilung aus Ost-Berlin, dass noch in dieser Woche in der Volkskammer ein Antrag zum Beitritt nach Artikel 23 eingebracht werden solle.Mehr
12. Juni
1990
Nach 42 Jahren halten die beiden Berliner Stadtregierungen (West-Senat und Ost-Magistrat) die erste gemeinsame Sitzung ab. Die Bürgermeister, Tino Schwierzina (SPD) für Ost-Berlin und Walter Momper (SPD) für West-Berlin, kündigen an, dass sie alles tun werden, um die Einheit in der Stadt zügig wiederherzustellen.Mehr
13. Juni
1990
Am 13. Juni beginnt der Abriss der Grenzmauer in der symbolträchtigen Bernauer Straße, auch zwischen den Stadtbezirken Mitte und Kreuzberg sowie Treptow und Neukölln werden Mauersegmente entfernt.Mehr
Volkskammer-Vizepräsident Wolfgang Ullmann von der Fraktion Bündnis 90/Grüne kündigt an, dass ein Antrag zum Beitritt nach Artikel 23 gestellt werde, weil das Grundgesetz die sozialen Belange der Bevölkerung der DDR besser garantiere als der künftige Staatsvertrag.Mehr
15. Juni
1990
Nach Abschluss der Verhandlungen über die Regelung offener Vermögensfragen geben die beiden deutschen Regierungen bekannt, dass die Enteignungen auf besatzungsrechtlicher bzw. besatzungshoheitlicher Grundlage zwischen 1945 und 1949 nicht mehr rückgängig zu machen sind. Ansonsten muß in der DDR enteignetes Grundvermögen grundsätzlich den ehemaligen Eigentümern zurückgegeben werden.
17. Juni
1990
Im Ost-Berliner Schauspielhaus gedenken Abgeordnete des Deutschen Bundestag und der Volkskammer in Anwesenheit der beiden Regierungschefs gemeinsam am „Tag der deutschen Einheit" – dem Gedenkfeiertag des Juni-Aufstandes in der Bundesrepublik – der Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953.
17. Juni
1990
Im Anschluß an die Gedenkstunde debattiert die Volkskammer in einer Sondersitzung erneut über einen Antrag der DSU auf sofortigen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gemäß Artikel 23. Die Mehrzahl der Abgeordneten sieht jedoch den Vereinigungsprozeß durch einen überstürzten Beitritt gefährdet. Der Antrag wird an den Verfassungs- und Rechtsausschuß verwiesen.Mehr
21. Juni
1990
Mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit stimmen beide deutschen Parlamente dem 1. Staatsvertrag – der Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion – zu. Vor der Abstimmung im Bundestag wiederholt der Bundeskanzler in einer Regierungserklärung noch einmal die Worte des DDR-Ministerpräsidenten de Maizière: „Es wird niemanden schlechter gehen als zuvor – dafür vielen besser."Mehr
In Bonn gibt Regierungssprecher Hans Klein bekannt, dass die Bundesregierung die Bürgschaft für einen 5-Mrd. DM-Kredit eines westdeutschen Bankenkonsortiums an die Sowjetunion übernommen habe.Mehr
In Ost-Berlin beginnt die zweite Runde der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen der Außenminister. Von sowjetischer Seite wird vorgeschlagen, dass sich die Truppen aller Siegermächte etappenweise aus Deutschland zurückziehen und erst dann Deutschland seine volle Souveränität zurückerhalten soll.
Alle übrigen Verhandlungsseiten sprechen sich für die Gleichzeitigkeit von äußerer Selbstständigkeit und innerer Vereinigung aus. Vor Konferenzbeginn wird in Anwesenheit aller sechs Außenminister der alliierte Grenzübergang „Checkpoint Charlie" abgebaut. Der Grenzübergang, der seit dem 22. August 1961 als Sektorenübergang für Westalliierte, Ausländer und Diplomaten diente, war zum Symbol des Viermächtestatus von Berlin geworden.
Grenzschild am amerikanischen Kontrollpunkt Checkpoint Charlie in Berlin (Foto: Hans-Hermann Hertle)
Im Metropole Palace Hotel in Monte Carlo findet eine weitere Versteigerung von bemalten Mauersegmenten statt. Zu diesem Zweck sind sechs Segmente mit einem Gesamtgewicht von 16 Tonnen in die Hauptstadt des Fürstentums Monaco transportiert worden.Mehr
26. Juni
1990
Blick vom West-Berliner Ortsteil Rudow entlang der Waltersdorfer Chaussee in Richtung Flughafen Schönefeld auf die Grenzübergangsstelle mit erstem Kontrollpunkt; Aufnahme 1. November 1990 (Foto: Robert Conrad)
Der Minister für Abrüstung und Verteidigung, Rainer Eppelmann, befiehlt den DDR-Grenztruppen, mit Inkrafttreten des Staatsvertrages am 1. Juli 1990 „die Maßnahmen der Grenzüberwachung und der Kontrolle des grenzüberschreitenden Verkehrs" an der innerdeutschen Grenze und in Berlin einzustellen (Befehl Nr. 10/90). Aus Angehörigen der Grenztruppen solle ab 1. Juli einen „Grenzschutz der DDR" gebildet werden, der dem Innenminister untersteht.
27. Juni
1990
Autobahn A111 mit Blick auf Schilder zur Verkehrsregelung, Lampenmasten und Hoheitszeichen der DDR des Grenzübergangs Stolpe; Aufnahme 15. April 1990 (Foto: Robert Conrad)
Der DDR-Ministerrat und die Bundesregierung billigen das gegenseitige Abkommen über die Aufhebung der Personenkontrollen an der innerdeutschen Grenze zum 1. Juli 1990. Am 29. Juni erklärt die Bundesministerin für innerdeutsche Beziehungen, Dorothee Wilms, zur bevorstehenden Abschaffung der Grenzkontrollen: „Der 1. Juli 1990 ist ein glücklicher Tag in der deutschen Geschichte. An diesem Tag fallen nach 45 langen Jahren, für viele fast unerträgliche Jahre, die letzten Schranken innerhalb Deutschlands, die Personenkontrollen sind abgeschafft."
29. Juni
1990
Bei einem Festakt in der Nikolaikirche in Berlin-Mitte erhält der Bundespräsident und ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin (1981-1984), Dr. Richard von Weizsäcker, die Ehrenbürgerwürde von ganz Berlin.
RIAS-Reportage aus der Nikolaikirche mit Ausschnitten aus der Rede Richard von Weizsäckers, 29. Juni 1990 (Quelle: Archiv Deutschlandradio, Sondersendung, Übernahme ARD-Fernsehen)
In einer Fernsehansprache richtet sich Ministerratsvorsitzender Lothar de Maizière am Abend vor Inkrafttreten der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion an die Bevölkerung der DDR.Mehr
Im Lagebericht der bayrischen Bundesgrenzschutzzentrale wird am Ende des Tages vermerkt: „Mit Ablauf des 30. Juni wurden die Grenzüberwachung und die Grenzkontrollen an der innerdeutschen Grenze eingestellt." Reinhard Killian vom Bundesgrenzschutz und Uli Schmidt vom DDR-Grenzkommando fahren im Trabi-Kübel nahe der Grenzübergangsstelle Probstzella die letzte Grenzstreife gemeinsam.
30. Juni
1990
Antragsflut nach der Währungsunion in einer Sparkassenfiliale, Juni 1990 (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0611-300, Fotograf: Waltraud Grubitzsch)
In der Nacht versammeln sich rund 10.000 Menschen auf dem Alexanderplatz. Schon Stunden vor der Öffnung der neu eingerichteten Filiale der Deutschen Bank am Alexanderplatz wird die D-Mark gefeiert. Die Bankfiliale am Alexanderplatz tauscht als erste – ab Mitternacht – DDR-Mark in D-Mark um.
Juni 1990
10.689 DDR-Bürger siedeln im Juni in die Bundesrepublik über.