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„Letzter Zug in die Freiheit": Gelungene Flucht mit einem Dampfzug von Albrechtshof nach West-Berlin, 5. Dezember 1961

Lokführer Harry Deterling und seine Frau Ingrid möchten mit ihren vier Kindern nicht eingesperrt in der DDR leben. Anfang Dezember 1961 sickert unter den Bahnbeschäftigten durch, dass eine noch befahrbare Gleisverbindung nach West-Berlin bald unterbrochen werden soll. Harry Deterling fasst den Plan, unverzüglich mit einer Dampflokomotive über dieses Gleis nach West-Berlin zu fliehen. Verwandten und Freunden teilt er am 5. Dezember 1961 den Abfahrtstermin mit: „Heute um 19.33 Uhr fährt der letzte Zug in die Freiheit.“

Gegen 20.50 Uhr passiert der von Harry Deterling gesteuerte Dampfzug den ostdeutschen Endbahnhof Albrechtshof, fährt über die Grenze und hält auf West-Berliner Gebiet. Zu ihrer Sicherheit sind Lokführer Deterling und sein Heizer Hartmut Lichy beim Überqueren der Grenze in den Kohlentender geklettert; die in die Flucht eingeweihten Reisenden haben sich auf den Boden geworfen – doch es fällt kein Schuss.

25 Passagiere bleiben im Westen, sieben Fahrgäste kehren freiwillig nach Ost-Berlin zurück. Der Dampfzug wird von einer DDR-Lok in den Osten zurückgezogen.

Schon am nächsten Tag wird die Eisenbahnstrecke unterbrochen. Schienen werden herausgerissen und Sperren errichtet: Die Grenze wird unpassierbar gemacht. Nie wieder gelingt es einem Zug, die Sperranlagen in Berlin zu durchbrechen.
„Letzter Zug in die Freiheit“: Gelungene Flucht mit einem Dampfzug nach West-Berlin, 5. Dezember 1961: Am Tag nach der Zugflucht wird die Gleisverbindung nach West-Berlin zerstört
(Text: Gabriele Schnell/Hans-Hermann Hertle)

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