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Laszlo Nagy: Das Paneuropäische Picknick und die Grenzöffnung am 11. September 1989

Laszlo Nagy: Das Paneuropäische Picknick und die Grenzöffnung am 11. September 1989

Abschrift

László Nagy
Das Paneuropäische Picknick und die Grenzöffnung am 11. September 1989



Die Geschichte des Paneuropäischen Picknicks von der Idee bis zur Verwirklichung ist sehr lehrreich. Die Zusammenhänge, die Ereignisse und das Gewicht der Folgen kann man tatsächlich nur dann verstehen, wenn man die Zeit und die Zusammenhänge der damaligen Politik wiederaufleben läßt, die heute für viele schon langsam in Vergessenheit geraten sind. Es lohnt sich, auch die Geschichte des „Eisernen Vorhanges" kurz zu streifen.

Vorgeschichte

Die 246 km lange, sogenannte Sicherungsanlage vom Typ „SZ-100" – der „Eiserne Vorhang" – wurde aufgrund einer Entscheidung des Politkomitees der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (MSZMP) vom 11. Mai 1965 in den Jahren zwischen 1965 und 1971 errichtet. [1] Dadurch wurde das schon 1949 direkt an der österreichischen Grenze gebaute und mit Minenfeldern versehene Stacheldrahtsystem ersetzt. János Székely, Landes-Kommandant der Grenzwache, wies 1987 in einem für das Innenministerium erstellten Bericht auf zahlreiche Probleme des Systems hin. [2] Neben den immer häufiger auftretenden technischen Problemen erwähnte er auch jenen grotesken Umstand, daß der Nachschub an rostfreiem Draht nur durch Westimporte sichergestellt werden konnte, weil nämlich die Sowjetunion die weitere Produktion des errichteten Systems eingestellt hatte. Das aber bedurfte einer bedeutenden Menge an Devisen. Innenminister István Horváth teilte 1988 in einem Interview mit, daß „... an bestimmten Stellen der Staatsgrenze noch das Zubehör und die Anlagen aus alten Zeiten vorhanden sind" und wies darauf hin, daß es an der Zeit sei, die technische Grenzabriegelung abzubauen. [3] Staatsminister Imre Pozsgay, Mitglied des Politkomitees der MSZMP, erklärte am 26. Oktober 1988 in Györ: „Die elektrischen Sicherungsanlagen sind moralisch, technisch und politisch veraltet." [4]

Am 24. November 1988 löste Miklós Németh den Ministerpräsidenten Károly Grosz in seinem Amt ab. Innenminister István Horváth erstellte zum Jahreswechsel 1988/89 für das Politkomitee der MSZMP einen Bericht, der den Abbau der Sicherheitsanlagen anpeilte. [5] Das Politkomitee erteilte dem Bericht am 28. Februar 1989 seine Zustimmung. [6] Die Landeskommandantur der Grenz­wache erstellte am 9. März 1989 einen „Aufgabenplan" für den Abriß; die Probe dazu fand am 18. April 1989 während einer streng geheimen Übung statt. [7] Der offizielle Beginn des Abrisses wurde am 2. Mai 1989 auf einer internationalen Pressekonferenz in Hegyeshalom vor zweihundert in- und ausländischen Journalisten kundgetan. [8] An diesem Tag wurden die elektrischen Meldeanlagen für immer abgeschaltet. Die Außenminister Alois Mock und Gyula Horn zerschnitten den „Eisernen Vorhang" am 28. Juni 1989 demonstrativ, in feierlichem Rahmen. Zu diesem Zeitpunkt war der Abriß schon in großem Tempo vorangeschritten. [9] Als Frist für die Beendigung der Arbeiten wurde der 1. Januar 1991 gesetzt. Gleichzeitig begannen die rumänischen Behörden am 21. Juni 1989 mit dem Bau eines Stacheldrahtzaunes an der rumänisch-ungarischen Grenze, und am Grenzstreifen wuchs die Zahl der von den Grenzsoldaten erschossenen Flüchtlinge!

Zehn Jahre danach erscheint der Abriß des „Eisernen Vorhanges" als ein überaus idyllisches politisches Ereignis, was aber so nicht zutrifft. Tatsache ist, daß einige Aufgeklärte in der höchsten politischen Führung – oder besser: einige real denkende Personen – versuchten, in Richtung Westeuropa Politik zu machen und Vorbereitungen auf die zu erwartende Umorientierung zu treffen, was aber nicht bedeutete, daß diese Politiker – was die Zukunft betraf – unwiderrufbar die damaligen politischen Abläufe beherrschen konnten. Der sogenannte „Reformflügel" war innerhalb der MSZMP nämlich wahrscheinlich in der Minderheit. Nur die internationale politische Situation, die Person und Politik Michail Gorbatschows, die Aktivität der politischen Gegner und der steigende Druck der Gesellschaft verhinderten es, daß die Reformer das Schicksal von Imre Nagy, Alexander Dubcek oder Lech Walesa erlitten.

Wir sollten nicht vergessen, daß zwar die mündlich getätigten Äußerungen eindeutig günstige Veränderungen suggerierten, daß aber – wir schrieben 1989 – die Gewerkschaften des vergangenen Systems noch organisatorisch unberührt waren, wie unter anderem die Abteilung III/III und die Arbeitermiliz, und auch die alten Gesetze nach wie vor gültig waren.

Theoretisch wäre jede Tätigkeit der sich damals formierenden, außergesetzlichen Opposition strafbar gewesen. Das traf auch auf die Organisation des Paneuropäischen Picknicks zu, die man auch als „Hilfeleistung zum verbotenen Grenzübertritt" hätte bewerten können. Oder denken wir nur daran, welchen Skandal die Äußerung von Imre Pozsgay hervorrief, man müßte die Ereignisse von 1956 als Volksaufstand bewerten. Man sollte auch nicht vergessen, für wieviele Menschen die Wende ein „Alptraum" darstellte, da sie sich vor Retorsionen fürchteten, bzw. wieviele Menschen meinten, daß sie damit ihre Position, ihre Macht und ihre Privilegien verlieren würden. Richtig ist aber auch, daß man trotz der unglaublichen Unsicherheit und trotz der Wende der politischen Lage, in dieser bis zum Bersten angespannten politischen Situation, darauf hoffen konnte, daß jetzt in Osteuropa die Möglichkeit zu einer wirklich grundlegenden und endgültigen Umgestaltung der Politik gegeben war.

Die Geburt der Idee

In dieser undurchsichtigen, nicht durchschaubaren, noch vor der „Kristallisierung" stehenden angespannten Lage wurde die Idee des Paneuropäischen Picknicks geboren. Ereignisse, bei denen eine Idee personengebunden ist, sind selten. Das Paneuropäische Picknick ist ein solches Ereignis. Ferenc Mészáros, damals in Debrecen zu Hause, heute wohnhaft in Sopron, hatte diesen Gedanken am 20. Juni 1989 in Debrecen, auf einem Empfang nach einem Vortrag von Otto Habsburg in Debrecen. Bei Tisch wurde mit Habsburg darüber gesprochen, daß trotz aller günstigen Aussichten die Berliner Mauer unangetastet stehe, ebenso wie der Eiserne Vorhang an der innerdeutschen Grenze und auch an der Westgrenze der Tschechoslowakei.

Ferenc Mészáros war der Meinung, daß sie ihr Gespräch an der ungarischen Grenze zu Österreich weiterführen sollten, wo sie an der tatsächlichen Grenzlinie im Rahmen eines Picknicks bei einem Lagerfeuer Speck braten wollten, und zwar dergestalt, daß ein Teil der Gäste in Österreich, der andere Teil in Ungarn sitzen und somit die Unterschiedlichkeit der an den Westgrenzen einzelner osteuropäischer Länder herrschenden Zustände demonstriert werden sollte. Man erheiterte sich an diesem Gedanken und ging zu einem anderen Thema über.

Am 30. Juni 1989 brachte Ferenc Mészáros seinen Plan auf einer Vorstandssitzung des Ungarischen Demokratischen Forums (MDF) in Sopron erneut ins Gespräch. Er wurde nur von Mária Filep ernst genommen. Da Mária Filep der Meinung war, daß sich einige Mitglieder der Opposition und die eines ehemaligen Herrschergeschlechtes nicht einfach so an der Grenze treffen können, erweiterte sie den Kreis, es kamen die Teilnehmer am von ihr organisierten „Lager der Schicksalsgenossen" hinzu. [10] Ihrer Absicht zufolge hätte das Paneuropäische Picknick die Abschlußveranstaltung des Lagers sein sollen. Mária Filep legte bereits auf der folgenden Vorstandssitzung des MDF Pläne mit dem Titel „Picknick am Eisernen Vorhang" vor. Zeitpunkt sollte der 20. August, Ort der Grenzübergang Fertörákos sein. Als Schirmherren für die Veranstaltung schlug sie Imre Pozsgay und Otto Habsburg vor. Als Teilnehmer benannte sie das „Lager der Schicksalsgenossen", die Komitatsorganisation des MDF, den Landesvorstand des MDF, den Bund Junger Demokraten (FIDESZ), den Bund Freier Demokraten (SZDSZ), den TDDSZ und den Verband Ungarischer Pfadfinder.

Die Idee gefiel allein nur Ferenc Mészáros. Alle anderen hielten sie aus Geld- und Zeitmangel, des weiteren wegen der großen Entfernungen, für unausführbar. Schließlich stimmte man dem aber trotzdem zu; Mária Filep und Ferenc Mészáros begannen mit der Arbeit, in die sie auch den Landes-Klubrat mit einbezogen.

Die Organisation

Als erste und schwierigste Aufgabe stellte sich die Kontaktaufnahme mit den beiden Schirmherren dar. [11] Imre Pozsgay ließ im Zusammenhang mit dem Plan sofort sein Wohlwollen wissen und am 10. Juli stimmte man sich telefonisch auch schon mit Otto Habsburg ab. Am folgenden Tag, dem 11. Juli, erging ein Schreiben an die persönliche Sekretärin der Familie Habsburg, Erzsébet Gelsey, nach Wien. Zwischenzeitlich änderte sich der Zeitpunkt für die Veranstaltung; diese sollte nun am 19. August 1989 stattfinden, um eine Überlappung mit dem Staatsfeiertag zu vermeiden, und man gab der Veranstaltung endgültig den Namen Paneuropäisches Picknick. [12]

Als die zustimmende Antwort der Schirmherren vorlag, versuchte man mit voller Kraft den Kontakt mit einer der MDF-Organisationen an der Grenze aufzunehmen. Von Béla Szabó und Lajos Torma, den Landesorganisatoren des MDF, erhielt man die Adressen. Zuerst schrieb man nach Köszeg, erhielt aber keine Antwort. Schließlich sandte Mária Filep das Schreiben am 15. Juli 1989 an das MDF Sopron, an László Magas. Mittlerweile hatte man auch die Telefonnummern von Pál Csóka und Felix Õrs besorgt und den Kontakt hergestellt. Das MDF Sopron berief sofort eine Mitgliederversammlung ein. Mehrere Mitglieder äußerten sich skeptisch, da schon die zweite Julihälfte angebrochen war und sich wegen der Urlaubszeit nur wenige Mitglieder in Sopron aufhielten. Viele waren deshalb besorgt, daß sich unter solchen Umständen das Picknick nicht auf würdige Weise veranstalten ließe.

Da zu diesem Zeitpunkt der Runde Tisch der Opposition in Sopron (MDF, SZDSZ, FIDESZ, Unabhängige Partei der Kleinen Landwirte (FKGP) wirklich gut funktionierte und es ein ungeschriebenes Gesetz war, daß alle Veranstaltungen gemeinsam organisiert wurden, ergab sich automatisch die Idee, daß sich das MDF mit den drei anderen Partnerorganisationen zusammen an die Arbeit machte. Die Parteien schlossen sich der Idee sofort an und man begann mit der Organisation. Schon am 31. Juli 1989 traf man sich mit Mária Filep in Sopron. Am folgenden Tag, dem 1. August 1989, gab es in der Wohnung von Pál Csóka eine ins Detail gehende Besprechung, an welcher der Zeitungsreporter Soproni Horváth Lajos teilnahm, der über das Ereignis berichtete. [13] An diesem Tag konnte mit Hilfe der Grenzwache im Rahmen einer Begehung der Ort für die Veranstaltung ausgewählt werden.

Mögliche Veranstaltungsorte wären der Fußballplatz in Brennbergbánya, das Plateau in Harka bzw. andere offene Flächen, hauptsächlich im Raum Nagycenk und Kópháza gewesen. Schließlich entschied man sich wegen der Nähe zum abzubauenden Eisernen Vorhang für Sopronpuszta. Auf diesen Standort machten Géza Bánóczy und Géza Erdélyi aufmerksam. Natürlich gab es Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten. Unsere Debrecener Freunde waren enttäuscht, dachten sie doch, daß sich der „Eiserne Vorhang" genau auf der Grenzlinie befände, aber dort gab es nur einen Drahtzaun wegen des Wildwechsels. Die Anlage mit der Bezeichnung SZ-100 befand sich 500–2.000 Meter von der Grenze entfernt. [14] Schließlich gelang es, sich in allen Fragen zu einigen und auch die Aufgaben konnten festgelegt und verteilt werden.

Die Hauptorganisatoren in Sopron waren László Magas (MDF) und Zsolt Szentkirályi (SZDSZ). Die MDF-Mannschaft konzentrierte sich vor allem auf die Beschaffung der Genehmigungen und die Organisation der Grenzöffnung, während sich die Garde des SZDSZ um die Fertigstellung des Propaganda- und Druckereimaterials kümmerte. Der FIDESZ nahm wegen der Sommerferien der Studenten nur mit einer Drei-Personen-Gruppe (Ferenc Ivanics, Szabolcs Vigh, Ferenc Vecsera) - einer kleinen, aber sehr fleißigen Gruppe - teil. Die frisch gegründete, winzige Organisation der FKGP arbeitete unter Leitung des sehr aktiven Andor Komlós. Zuerst wurde ein guter Slogan benötigt. Zwei fand man! Der Aufruf aus der Einladung „Baue ab und nimm‘ mit!" war die Idee von János Rumpf. Der Aufruf „Statt Dorfzerstörung Mauerabbruch!" - mit Beziehung zur Zerstörung rumänischer Dörfer und zur Beseitigung der Berliner Mauer - stammte von Pál Csóka. Das Plakat hierzu entwarf der Dekorateur György Kerekes. [15]

Wegen der nicht eindeutigen rechtlichen Situation war es nicht einfach zu bewerkstelligen, daß die Teilnehmer des Picknicks sich ein Stück Draht aus dem „Eisernen Vorhang" würden abschneiden können. Wir wußten nicht einmal, mit wem wir diesbezüglich verhandeln sollten, war doch die Anlage rein theoretisch schon abgebaut. Das Staatsgut Sopron jedoch plante für Sopronpuszta einen Wildpark und auf dessen Ersuchen beließ die Grenzwache in diesem Abschnitt den Drahtzaun. Péter Horváth, damaliger Direktor des Staatsgutes, erlaubte großzügigerweise den Abbruch der „paar Meter" Drahtzaun, die spätere Wiederherstellung wurde von den Organisatoren versprochen. Was dies betrifft und auch in allen anderen Belangen zeigte sich István Frankó, Kommandant des Soproner Grenzwachbezirkes, sehr hilfsbereit. Mit ihm hatte der Runde Tisch der Opposition schon früher gute und korrekte Kontakte geknüpft. In dieser politischen Situation war das selten und István Frankó zog deshalb auch die Mißbilligung der damaligen Obrigkeit auf sich.

Parallel zu diesen Arbeiten lief auch die Arbeit in Debrecen. Die Landespropaganda in der Presse wurde von Gábor Turi, Zsolt Porcsin und Tibor Krecz organisiert. Das Emblem des Picknicks erblickte die Welt: eine den Stacheldraht durchbrechende weiße Taube. Es ist die graphische Arbeit von Ákos Varga, der auch die Plakate unentgeltlich im Siebdruck herstellte. Die Debrecener übernahmen die Beschaffung der zum Speckbraten gehörenden Lebensmittel, wie Brot, Speck, Paprika und Erfrischungsgetränke, den Druck des Aufrufes in 5.000 Exemplaren, des weiteren die Herstellung von Picknick T-Shirts. Das alles wurde mit Hilfe von Sponsoren von Lórántné Ferenczy, Imre Hernyák, László Engi, und Lukács Szabó geschafft. Es konnten zwei Busse gestellt werden, mit denen die Organisatoren und Teilnehmer nach Sopron reisten. (Einer wurde Mária Filep leihweise kostenlos vom Direktor ihres Betriebes zur Verfügung gestellt, der andere László Engi von einem Unternehmer aus Debrecen).

Am 4. August 1989 schickten wir die Landkarte vom endgültigen Ort der Grenzöffnung mit Hilfe von Sándor Balogh nach Debrecen. [16] Imre Pozsgay teilte noch am selben Tag mit, daß er sich auf dem Picknick von László Vass, seinem Sekretär, vertreten lassen werde. Kurz danach stellte sich heraus, daß in Vertretung von Otto Habsburg seine Tochter Walburga von Habsburg nach Sopronpuszta kommen würde.

In Sopron arbeitete man an der Gestaltung des Veranstaltungsortes, liefen die Abstimmungsgespräche mit der Grenzwache und den betroffenen Behörden. Am 10. August führten die Zuständigen seitens der Veranstalter, der Stadt und der Fachbehörden (Stromwerke, Wasserwerke, Grenzwache, Amtsarztdienst, LFMK, Verkehrsbetriebe, usw.) eine Ortsbegehung durch. Tamás Stöckert faßte dies im Rathaus in einem Protokoll zusammen. Auf dieser Ortsbegehung wurden den Veranstaltern die zur Erfüllung stehenden Bedingungen vorgegeben. Es kam der Gedanke auf, daß in der Nähe ein Grenzübergang provisorisch geöffnet werden sollte, um die Teilnahme österreichischer Gäste zu fördern. Das war jedoch nicht Teil des ursprünglichen Konzepts. László Magas schlug vor, die Grenze auf der alten Preßburger Straße, Richtung St. Margarethen, wo es seit 1948 keinen Grenzübergang mehr gab, zu öffnen. Dort gab es ein Holztor, verschlossen mit Kette und Vorhängeschloß. Nicht einmal der Schlüssel für das Schloß war aufzufinden! Die provisorische Grenzöffnung mußte in beiden Ländern bei den zuständigen Behörden beantragt werden. Auf ungarischer Seite ging das dank der wirkungsvollen Hilfe von Imre Pozsgay recht schnell. Von ihm bekam Mária Filep die Namen und Telefonnummern der kompetenten Leute, die die Genehmigung erteilen konnten. Schließlich wurde die Genehmigung aufgrund der Abstimmung zwischen höchstrangigen Leitern der Grenzwache erteilt: die ungarische Grenze durfte am 19. August zwischen 15.00 und 18.00 Uhr an der ausgewählten Stelle, auf der alten Preßburger Landstraße, provisorisch geöffnet werden.

In Österreich jedoch verfügten wir über keinerlei Kontakte; die Organisatoren wußten nicht, wie um eine Grenzöffnung nachgesucht werden mußte. Pál Csóka erhielt die Aufgabe, irgendwo im Burgenland einen Partner zu finden, der behilflich sein konnte. Nachmittags befuhr er die umliegenden Dörfer und Städte, um eine Organisation, Politiker oder ein anderes amtliches Organ zu finden, welches bereit wäre, Hilfestellung zu leisten.

Acht Tage vor der schon öffentlich angekündigten, aber tatsächlich noch nicht organisierten Grenzöffnung traf er auf den damaligen Bürgermeister von St. Margarethen, Andreas Waha. Ein Streifenpolizist half ihm den Weg zu finden. Herr Waha war nämlich gerade mit der Eröffnung der St. Margarethener Weintage beschäftigt. Der Bürgermeister fand die Idee unglaublich, hielt aber den Plan wegen der nur noch verbleibenden acht Tage für unausführbar. Als er aber das komplett fertige Informationsmaterial sah, die bereits hergestellten deutschsprachigen Plakate und Informationszettel, kam Begeisterung auf. Daß zur Eröffnung der Weintage ein großer Teil der politischen Führung des Burgenlands anwesend war, kam uns auch zugute und der Bürgermeister ließ Pál Csóka an seinen Tisch rufen. Die sich zufälligerweise dort aufhaltenden Amtsträger erklärten die Vorgehensweise und versprachen ihrerseits schnelle Erledigung.

Ihren Ratschlägen Folge leistend schrieb Gábor Lörincz im Namen des Soproner MDF zwei deutschsprachige Ersuchen: Eins am 14. August an die Adresse der Burgenländischen Sicherheitsdirektion, ein weiteres am 17. August an die zuständige Zollkommandantur. Wegen der Kürze der Zeit wurden die Ersuchen, versehen mit den entsprechenden Gebührenmarken, von Gábor Lörincz gemeinsam mit Zoltán Horváth persönlich übergeben. Im Hintergrund war Herr Waha ununterbrochen damit beschäftigt, in der Angelegenheit Grenzöffnung Telefonate zu führen, da unter Einhaltung des Dienstweges keine der erforderlichen Genehmigungen hätte erteilt werden können. So wurde die Grenze am Ende von den österreichischen Zöllnern nur aufgrund der telefonisch, mündlich erteilten Bewilligung geöffnet, da der schriftliche Befehl am 19. August noch nicht eingetroffen war. [17]

Aufgrund der vorher getroffenen Vereinbarung zwischen der österreichischen und ungarischen Grenzwache hätten nur die ungarischen und österreichischen Personen die Grenze überschreiten dürfen, die auf den von den Organisatoren übergebenen Listen aufgeführt waren. Außer der Erledigung der offiziellen Erfordernisse informierte Herr Waha aber „so nebenbei" noch die ganze Region Neusiedler See. Erst am Tag des Picknicks war das Ergebnis dieser Aktion sichtbar, denn die Öffnung der Grenze nach 41 Jahren brachte auf österreichischer Seite eine einer Völkerwanderung ähnliche Bewegung in Gang, die den vorgesehenen Übertritt der ungarischen Delegation unmöglich machte.

Die heimische Propagandamaschinerie arbeitete trotz der primitiven Möglichkeiten und der geringen Zahl an Organisatoren hervorragend. Gábor Turi in Debrecen besorgte die Adressenliste der Auslandsvertretungen in Ungarn und 25 Botschaften erhielten das Programm und Informationsblatt zusammen mit einer Landkarte in englischer Sprache. Radio Freies Europa warb für das Ereignis. [18] Durch das Einschreiten von Tibor Krecz veröffentlichte auch die Magyar Nemzet eine Meldung über das Picknick. [19] Unzählige unterstützende Briefe trafen ein. Der Rákóczi Szövetség, der Komárom Megyei Sprint Futókör, die Széchenyi Gesellschaft, der Verband Christlicher Intellektueller, Ágnes Huszár Várdy aus Pittsburgh in den Vereinigten Staaten und noch viele andere meldeten ihre Teilnahme am Fall des „Eisernen Vorhanges" an. Eine nach der anderen meldeten sich auch die westlichen Fernsehstationen, SAT 1, ORF usw. In der Wohnung von László Magas in Sopron gaben sich in den letzten zwei, drei Tagen die Fernsehstäbe die Klinke in die Hand. Alle wollten an die Grenze gebracht werden, denn man war auf die um 15 Uhr herrschenden Lichtverhältnisse neugierig. Die Anwesenheit der europäischen Fernsehgesellschaften war noch nicht so überraschend; als jedoch ein Drehteam aus Neuseeland auftauchte, war das schon mehr als auffällig. Vielleicht ebenso wie die Uninteressiertheit und das Fernbleiben unseres staatlichen Fernsehens!

Die Handvoll Personen aus dem Organisationsteam waren jede Minute mit der Erledigung der zahlreichen kleinen – aber doch viel Energie kostenden – Angelegenheiten des Picknicks beschäftigt. [20] Ganz besonders achteten die Veranstalter darauf, die behördlichen Vorschriften einzuhalten. Jeder wußte, daß eine solche Veranstaltung unter Berufung auf politische Gründe eigentlich nicht mehr verboten werden konnte. Es war aber zu befürchten, daß unter Bezug auf eine Verletzung irgendeiner behördlichen Vorschrift man das doch noch tun könnte. [21] Unsere Freunde aus Debrecen kamen am 17., 18. und am Morgen des 19. August gruppenweise an und halfen bei den noch ausstehenden Arbeiten. Noch am letzten Tag war Holz beschaffen und Äste einsammeln angesagt, wurden Zelte aufgestellt, eine Bühne gezimmert, die Verstärker aufgestellt. Dann richtete Gábor Hámori die Straßenhinweisschilder her. Damit waren alle Vorbereitungsarbeiten beendet. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich schon zahlreiche DDR-Staatsbürger in der Stadt auf, die nicht zufällig nach Sopron gereist waren – wovon aber die Organisatoren herzlich wenig wußten!

Die Ereignisse des „Großen Tages"

Das offizielle Programm begann am 19. August 1989 um 14.00 Uhr mit einer internationalen Pressekonferenz auf der Terrasse des Hotel Lövér. Daran nahmen seitens der Organisatoren Mária Filep, László Magas, Ferenc Mészáros, László Nagy, Zsolt Szentkirályi und als Gast der Parlamentsabgeordnete Dezsö Szigeti teil. Die Reden wurden in ungarischer, deutscher und englischer Sprache gehalten. Zahlreiche internationale Pressereporter beobachteten die Vorgänge. Im Namen der gesamten ungarischen Presse waren Ottó Albinéri, Reporter des „Határör" und Soproni Horváth Lajos, Berichterstatter des „Magyar Hírlap" anwesend. Da László Vass, in Vertretung des Abgeordneten Imre Pozsgay, verspätet eintraf, sich die Pressekonferenz auch wegen der vielen Fragen und der Übersetzungen in zwei Sprachen – englisch und deutsch – hinzog, trafen die Teilnehmer nicht wie geplant um 15.00 Uhr an der Grenze ein. Es muß so gegen Ende der Pressekonferenz um 14.57 Uhr gewesen sein, als der Durchbruch geschah.

Der Bus mit den Presseleuten, angeführt vom Verfasser dieser Zeilen, erreichte die Grenze etwa zwischen 15.30 und 15.40 Uhr, die wir aber nur bis auf 100 Meter Entfernung anfahren konnten, da man wegen der aus Österreich eintreffenden – erwarteten – Gäste und der aus den Maisfeldern strömenden – unerwarteten – Gäste schon nicht mehr näher herankam! Programmgemäß hätte die mit dem Bus eintreffende Delegation die Grenze zu Fuß überschreiten und zum Marktplatz von Margarethen gehen sollen, wo Bürgermeister Andreas Waha und Pál Csóka zum Empfang der Delegation mit dem örtlichen Blasorchester bereitstanden. Anschließend wären wir gemeinsam zurück zur Grenze, dann nach Sopronpuszta, zum Ort des Picknicks, gegangen, wo das offizielle Programm geplant war. Das war vollkommen unmöglich, an der Grenze herrschte das Chaos. Solche Massen ließen sich einfach nicht lenken, aber es war auch unmöglich, sich darauf vorzubereiten, da wirklich niemand mit einem derartigen Interesse hatte rechnen können.

Das Durcheinander steigerte sich noch durch jenes unerwartete Ereignis, welches alles auf den Kopf stellte und woran sich der damals am stärksten betroffene Oberstleutnant Árpád Bella, örtlicher Kommandant des provisorischen Grenzüberganges, folgendermaßen erinnerte: „Dann trafen die österreichischen Kollegen ein, und ich besprach mit meinem Freund Johann Göltl, wie wir uns den Grenzübertritt der Delegationen vorgestellt hatten. Wir unterhielten uns und warteten. Ein paar Minuten vor der für 15.00 Uhr geplanten Ankunft erschien auf dem etwa 100 Meter weit einsehbaren Straßenabschnitt eine Gruppe von Fußgängern, von der sich beim Näherkommen herausstellte, daß es mit Sicherheit nicht die Delegation war, sondern vermutlich eine Gruppe aus der DDR. Ich ging ihnen in Richtung Tor entgegen. Aus der ersten Kommunikation wurde ersichtlich, daß sie sich in Richtung Österreich entfernen wollten. Für weitere Fragen und Antworten ließen sie uns keine Möglichkeit, sie drückten die Torflügel ein, rannten wie der Blitz an uns vorbei und verursachten ein großes Durcheinander.

In Rekonstruktion der Ereignisse muß ich sagen, daß das Erscheinen der DDR-Bürger ebenso unerwartet wie voraussehbar war. Vorher war ständig darüber spekuliert worden, ob die mit dem Fernschreiben vom 17. August angekündigte Menge tatsächlich bei der Veranstaltung auftauchen würde oder nicht. Wenn sie trotz des entschiedenen Dementis von oben dennoch kommen würde, wäre nämlich offensichtlich gewesen, daß wir sie mit fünf Paßabfertigern gemäß unserer Anweisung weder anhalten noch aufhalten können würden. Wenn diese Menge den Versuch machen würde, aus zwei, drei Metern Entfernung die Grenze zu überwinden, hätten bei jedem Versuch der Verhinderung die Frustration und die emotionalen Spannungen sehr leicht zu gewaltsamen Handlungen führen können.

Gewalt erzeugt Gegengewalt, und diese erzeugt Panik. Wie wir wissen, ist eine Panik nicht beherrschbar. Ob man es wollte oder nicht, würden Bewaffnete und Unbewaffnete aneinandergeraten, wobei in der Regel der Unbewaffnete den Kürzeren zieht. Nicht umsonst schreibt die Fachliteratur, daß es zur Aufrechterhaltung der Ordnung bei Massenbewegungen einer Schule der Toleranz, des Verständnisses und des Dialoges bedarf.

Die Zeit gab uns recht. Was wir taten und was wir nicht taten, wird hier und jetzt auf diesem Treffen vermutlich auf allgemeine Billigung und Zustimmung stoßen. Der Ehrlichkeit halber muß ich aber anmerken, daß es nicht mit Sicherheit so kommen mußte, wie es dann kam.

Unter normalen Umständen wäre es nicht gut, wenn in einem freien, demokratischen Rechtsstaat Oberstleutnante der Grenztruppen solche Dinge entschieden, denn dann gäbe es keine Ordnung und das Recht hätte keine Geltung. Damals im August 1989 aber herrschten andere Zeiten." [22]

Die Flüchtlinge aus der DDR trafen nach dem Abflauen der ersten Welle ununterbrochen in Gruppen, als Familie, aber auch einzeln am Grenzübergang ein. In dem ganzen Durcheinander führten die ungarischen Grenzsoldaten die Paßkontrolle der österreichischen Pässe anders als vereinbart durch, indem sie mit dem Rücken zur ungarischen Seite standen. Die Flüchtlinge strömten, die ungarischen Grenzsoldaten von hinten umgehend – manchmal wurden sie fast umgestoßen –, über die Grenze. Die österreichischen Gäste ergaben sich ihrem Schicksal und machten den Flüchtlingen höflich einen Gang in Richtung St. Margarethen frei. Als Andreas Waha und Pál Csóka von den Ereignissen erfuhren, eilten sie zur Grenze. Als der Bürgermeister sah, was geschah, fuhr er sofort zurück ins Dorf und bat Pensionen und Restaurants telefonisch um Hilfe für die Unterbringung und Verpflegung der Flüchtlinge; ihnen sollte zudem die Möglichkeit eingeräumt werden, zu telefonieren: die Kosten hierfür übernahm die Gemeinde. Er telefonierte mit der BRD-Botschaft in Wien und in Abstimmung mit ihr bestellte er Busse für den Transport der deutschen Bürger. Die Busse brachten die Flüchtlinge nach Wien und noch am selben Tag ins Aufnahmelager nach Gießen, da sie zum Teil schon mit einem gültigen Reisepaß der BRD (!) nach Ungarn eingereist waren.

Die Organisatoren an der Grenze entschieden, daß – geschehen war geschehen – das Programm weitergehen sollte und machten sich gemeinsam mit der Delegation auf den Weg nach Sopronpuszta. Dort hatten mehrere Organisatoren die Nachricht schon aus dem Radio vernommen, denn auf dem riesigen Areal standen die bis dahin dreißig Personen ziemlich verloren. Mobilfunk gab es noch nicht. Ein CB-Radio hatten wir nicht, nicht einmal ein Feldtelefon. Niemand begriff, daß hier Geschichte geschrieben wurde. Als Teil des offiziellen Programms hielten Walburga von Habsburg und László Vass im Namen der Schirmherren ihre Reden. Die Teilnehmer am „Lager der Schicksalsgenossen" verlasen den Aufruf der Organisatoren in acht Sprachen, es sprach György Konrád („Gedanken im Grenzland"), sowie Klaus Lange und Vinzenz von und zu Liechtenstein im Namen der Paneuropa Union.

Den Brief von László Tökés, den er selbst Anfang August über die Grenze geschmuggelt hatte, verlas Lukács Szabó. Im Verlauf des offiziellen Programms konsultierten sich die Organisatoren laufend gegenseitig sowohl auf dem Podium als auch im Gelände. Es ging um die zu erwartenden Folgen. Da ich die Reden der ausländischen Gäste zu übersetzen hatte, konnte ich nicht vom Podium weg, wußte aber über alle Entwicklungen Bescheid, denn die Nachrichten erreichten uns und wir gaben die auf der Bühne geführten Gespräche an die anderen weiter. Ich erinnere mich, György Konrád nach seiner Meinung gefragt zu haben, ob uns nun Gefängnis drohe, nicht wegen des Picknicks, sondern so allgemein. Ob es uns nicht so gehen würde wie den 56-ern, oder den Tschechen 1968 oder wie Walesa und seinen Anhängern? Ich erinnere mich Wort für Wort an seine Sätze. György Konrád sagte: „Ich meine, daß wir diesmal vielleicht eine Chance haben, daß vielleicht wirkliche Änderungen kommen und die Möglichkeit besteht, daß wir um das Gefängnis herumkommen!" Während einer Rede, die ich nicht zu übersetzen brauchte, fragte mich der Berichterstatter der „Welt", Carl-Gustav Ströhm: „Was passiert mit Ungarn?" Ich antwortete, daß es sich in ein, zwei Jahren herausstellen würde, ob wir an die Regierung kämen oder im Gefängnis landeten! Das machte ihm großen Spaß, bis heute erwähnt er es. [23] Natürlich war ich überhaupt nicht so ruhig, wie ich es ihm zeigte.

Niemand wußte, wie die Fortsetzung der Grenz-Geschehnisse aussehen würde. Auf jeden Fall ließ der hochrangige Zuständige der Grenzwache László Magas noch am selben Nachmittag wissen: „Davon war nicht die Rede! Das hat sicher noch ein Nachspiel!" – uns allen damit Mut zusprechend. Derjenige, der uns aber wirklich beruhigte, war László Vass. Er verlor nicht die Geistesgegenwart, obwohl er an der Veranstaltung als Leiter des Sekretariats des Staatsministers Imre Pozsgay, im Rang eines stellvertretenden Ministers, mithin als Staatsbeamter im höchsten Rang, teilnahm. Er konsultierte sofort die Grenzwache und versicherte uns, uns vor allen späteren Retorsionen zu schützen. Er gab uns die geheime Nummer von Imre Pozsgay, verteilte auch seine eigene Visitenkarte, und auch in seiner kurzen Rede verwies er auf die Ereignisse an der Grenze.

So verlief die Veranstaltung gemäß dem ursprünglichen Programm weiter, unter Teilnahme von László Vass, der fast zum Helfershelfer wurde. Die mehreren tausend Gäste des Volksfestes kümmerten sich wenig um die im Hintergrund laufenden Diskussionen – die nicht sehr zur Kenntnis genommen wurden – und hielten gutgelaunt ihr Picknick ab. Pörkölt wurde gekocht, Wurst und Speck gebraten, es flossen Bier und Wein, alles was gut und teuer ist, während der Zaun auf Kilometerlänge abgerissen wurde, den Slogan „Baue ab und nimm‘ mit" ganz wörtlich nehmend. Bis dann der Himmel seine Schleusen öffnete.

Das Picknick hätte wahrscheinlich bis zum Morgen gedauert, aber die himmlischen Mächte mit Donner und Regengüssen machten dem ein Ende. Ich stieg schnell ins Auto und fuhr nach Hause. Da bemerkte ich, daß entlang der bis zum Gefängnis in Köhida führenden Straße Massen an verlassenen Trabants und Wartburgs mit DDR-Hoheitszeichen parkten. Diese würden wohl von ihren Besitzern nicht wieder abgeholt werden.

Nachspiel

Am darauffolgenden Tag trafen sich Gäste und Organisatoren bei einem Mittagessen im Hotel Lövér. Hier wurde es zum ersten Mal ausgesprochen, von Árpád Fasang jun., daß „am 19. August in Sopronpuszta Geschichte geschrieben worden sei." Über die Folgen jedoch war sich niemand im klaren. Vielleicht wußte der Offizier der Grenzwache mehr, neben den ich mich aus taktischen Gründen setzte, um ihn ausfragen zu können. Auf meine Frage, was mit uns passieren würde, antwortete er: „Wir bekommen von Budapest per Telex einen ,blinden‘ Verweis, den wir in der Schublade ablegen!" Ich erfuhr, daß ein „blinder" Verweis zwar erteilt, aber als nicht vorhanden betrachtet wird, so wie eine Blindgängergranate, die zwar geworfen wird, aber nicht explodiert! Auch der am Nachmittag eintreffende Adam Michnik spürte, daß eine große Sache geschehen war. Er bedauerte es, nicht am Vortag gekommen zu sein und harrte unnachgiebig aus, solange es ihm nicht gelungen war, János Rumpf sein Picknick T-Shirt als Reliquie abzuschwatzen!

Die westliche Presse verbreitete die Nachrichten; die nicht einmal vor Ort anwesende ungarische Presse berichtete aus zweiter Hand. Es erscheint lächerlich, aber die Népszabadság schrieb unter Bezugnahme auf ihren Bonner Berichterstatter über das Picknick. Das Blatt berichtete am 21. August in einer Zusammenfassung auf der dritten Seite über die Ereignisse. Zwei Drittel des Artikels bestanden aus dem Bericht des Bonner Berichterstatters: „Nach Berichten von vor Ort anwesenden westdeutschen Reportern wurde am Samstag anläßlich eines Treffens unter der Bezeichnung Paneuropäisches Picknick in der Nähe von Sopron ein Grenzabschnitt geöffnet, um die Besucher aus Österreich und andere Gäste ungestört empfangen zu können. Das nutzten mehrere hundert, vor Ort wartende DDR-Staatsbürger …" [24]

Der Györer Stab der Fernsehnachrichten, kam – wie in jenem Jahr bei allen oppositionellen Bewegungen üblich – auch dieses Mal zu spät. Nach vier Uhr traf man ein, nahm in kurzen fünf Minuten ein paar Bilder auf und entfernte sich wieder. In der Fernsehnachrichtensendung konnte man nur für einen Moment die Massen sehen sowie einen leisen Satz aus der Rede von Walburga von Habsburg hören. Die Berichterstattung war nicht sehr informativ.

Wir machten jedoch auch gegenteilige Erfahrungen. Mit Hilfe der Presse gelang es uns, auf interessante Ereignisse nach dem Picknick aufmerksam zu machen. Einige Tage nach dem 19. August ließ die Grenzwache – unter Hinzuziehung bewaffneter Arbeitermiliz – am Straßenabzweig Nagycenk Autos mit dem Hoheitszeichen der DDR nicht weiterfahren und bewegte sie zur Umkehr. Im Areal um Kópháza konnte man vor Gewehrknattern nachts nicht schlafen. Da machten wir von der Telefonnummer von Imre Pozsgay Gebrauch.

Mit seiner Hilfe gelang es uns, den Stab von Panorama unter Leitung von György Kalmár nach Sopron zu bringen. Sie sendeten im Fernsehen dann einen 24-minütigen, authentischen Bericht über die Zustände in der Region Sopron. Vermutlich daraufhin wurde die Arbeitermiliz dann abgezogen. Korrekte Berichterstattung konnten wir im Magyar Hírlap [25], im Soproni Hírlap [26], im Ötlet ’89 [27] lesen.

Aber was spielte sich im Hintergrund ab? Was geschah hinter den Kulissen? Darauf wissen wir leider die Antwort noch nicht. Zur Klärung dieser Fragen veranstaltete die „Stiftung Paneuropäisches Picknick 89" zum zehnten Jahrestag im Pannonia Med Hotel am 18./19. August 1999 eine Konferenz. [28] Als Motto der Konferenz wählten wir ein Zitat von Thomas Sowell: „Die volle Wahrheit läßt sich auf zweierlei Weise sagen: Namenlos oder nachträglich." Trotz allem stellte es sich nicht eindeutig heraus, in welchem Ausmaß es eine internationale Abstimmung, in östlicher oder westlicher Richtung, gegeben hat. War den ungarischen Behörden die Durchbruchsabsicht der Deutschen bekannt? Was wäre geschehen, wenn sich das Gleichgewicht der Macht zugunsten des orthodoxen kommunistischen Flügels verschoben hätte? Was wäre gewesen, wenn der Putsch gegen Gorbatschow zwei Jahre früher, im August 1989, stattgefunden hätte? Man könnte Fragen über Fragen stellen, da von den damals Zuständigen oft einander widersprechende Antworten kommen. Wir hörten, daß Miklós Németh im Frühjahr 1989 mit Gorbatschow in Moskau „durch die Blume" die geplanten ungarischen Änderungen besprochen hatte.

Es war auch zu hören, daß die politische Führung bewußt Imre Pozsgay und das Picknick unterstützt hatte, was für sie ein Test war. Man war neugierig darauf, wie Berlin, Prag, Bukarest, Moskau reagieren würden. [29] Aber was wäre mit den Organisatoren geschehen, hätten die „befreundeten Länder" nicht entsprechend reagiert?

Wenn es ein Test war, warum hatte man dann eben vergessen, Árpád Bella zu informieren, denn alleine seine Soldaten hatten scharfe Munition? Wenn geschossen worden wäre, dann gäbe es jetzt „an der Grenze keine Erinnerungsstätte, sondern einen Pilgerort" (Árpád Bella) nicht zum Ruhme, sondern zur Schande Ungarns. Nach Aussage des ranghöchsten Befehlshabers von Sopron „... war das so nicht besprochen gewesen". Er war vom Durchbruch nicht erfreut, hätte diesen lieber verhindert. Mochten auch seine Vorgesetzten so gedacht haben? Wahrscheinlich, da eine Exekutivkompanie in Bereitschaft war, bereit zum Einsatz von Waffen, Gummiknüppeln und sonstiger Technik. [30] Gleichzeitig wurde vom Landeskommandanten aber auch angeordnet, daß sich im Kreis von einem Kilometer keine Soldaten in Uniform aufhalten dürften, da dies eine zivile Veranstaltung sei. [31] So ist es schwer, einen verbotenen Grenzübertritt zu vereiteln!

Wenn das Picknick ein Test war und es keinerlei Reaktionen aus den erwähnten Hauptstädten gab, warum mußte dann später noch geschossen werden? Warum mußte Kurt-Werner Schulz sterben? [32] Wie konnte es am 23. August zu den „Zusammenstößen in Kópháza und Sopronpuszta" kommen? Wer mobilisierte die Arbeitermiliz? War das eine regionale Kompetenzüberschreitung oder ein Element des zentralen Machtkampfes? Oder sollte nur Honecker beruhigt werden? Beobachtete hier doch jeder jeden und alles. Eine Delegation der Berliner Stasi führte Ende Juli an den Orten, die für das Picknick in Frage kommen könnten, eine Ortsbegehung durch. Das erfuhren wir allerdings erst zehn Jahre danach. Wenn am Nachmittag des 19. August alles wie geplant ablief, warum leitete man dann ein Verfahren gegen Árpád Bella ein? Und: Wenn das Verfahren eingeleitet wurde, warum wurde es nicht abgeschlossen? Läuft es noch immer? Es scheint, als ob der zentrale Wille die Adressaten nicht immer erreicht hätte. Durfte aus Vorsicht schriftlich nichts festgehalten werden, oder sind die Anweisungen auf ihrem Weg abhanden gekommen? Oder handelt es sich nur darum, daß die mittleren Kader in der unsicheren Lage vorsichtshalber ein Doppelleben führten? Was war schon von ihnen zu erwarten, als die mündlichen und deshalb keine Spur hinterlassenden Anweisungen im Widerspruch zu den früher erteilten, aber noch gültigen Befehlen standen? g Die ungarische Regierung hatte, schon vor dem Picknick, ganz bestimmte Vorstellungen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsfrage. Der Botschafter der BRD, Alexander Arnot, bat am 4. August 1989 um ein Treffen mit Innenminister István Horváth, den er um Informationen bezüglich der Absichten der ungarischen Regierung bat. [33] Der Innenminister versprach eine schriftliche Antwort, die vom stellvertretenden Minister Pallagi gefertigt und dem Botschafter noch vor dem Picknick zugestellt wurde. [34] Diese enthält konkrete Termine über die Möglichkeiten zur Beurteilung des Flüchtlingsstatus. Im Sinne des Genfer Abkommens über Flüchtlingsfragen hätten Anfang Oktober 1989 Flüchtlingslager eingerichtet werden sollen. Dazu war auch noch die Prüfung der diesbezüglichen internationalen Verträge erforderlich. Im Antwortschreiben ist jedoch vermerkt: „Unser Land wünscht nicht zum Durchgangskorridor der osteuropäischen Flüchtlinge zu werden."

In der Zwischenzeit übergab der Oberste Staatsanwalt am 8. August 1989 in einem Schreiben Richtlinien für die Komitatsstaatsanwälte. Wenn die „Straftat" an der Grenze von den gefangengenommenen Flüchtlingen aus zwingenden Gründen begangen wurde, dann sei eine Rüge zu erteilen und seien Ermittlungen abzulehnen. Schon begonnene Ermittlungen seien einzustellen. [35] Die „zwingenden Gründe" stellten nebenbei gesagt eine ausgezeichnete Ausflucht dar. Zwei Tage später erging in diesem Zusammenhang erneut ein Schreiben von der Abteilung für staatsfeindliche Angelegenheiten der Obersten Staatsanwaltschaft an die Komitate, in welchem mitgeteilt wurde, daß sowohl das Innenministerium als auch das Außenministerium mit dem Inhalt der Richtlinien einverstanden seien und daß das Genfer Abkommen über Flüchtlingsfragen voraussichtlich am 1. Oktober bekanntgegeben würde. [36] Von diesem Zeitpunkt an trete die Rechtsvorschrift über den Rechtsstand der Flüchtlinge umfassend in Kraft. Die Gesetze über Aus- und Einwanderung sowie über Reisepässe hätten laut Plan am 1. Januar 1990 in Kraft treten sollen.

Druck von mehreren Seiten lastete auf der Regierung. Nur wenige wissen, daß Sándor Lezsák in den letzten Augusttagen – umfassende Geheimhaltung erbittend – in Sopron bei László Magas weilte. Ein Plan über den Transport von Massen deutscher Flüchtlinge nach Sopron wurde vorbereitet und Lezsák bat um Hilfe bei der Suche nach geeigneten Orten. Klar ist, daß Innenminister István Horváth am 5. September in der Magyar Nemzet darauf reagierte. [37] Für den Transport mit Autobussen wurde der Fußballplatz in Brennberg, der Parkplatz vor dem Höhlentheater in Fertörákos und der Bahnhof in Kópháza ausgewählt. Von diesen Plätzen ist die Grenze jeweils nur einige hundert Meter entfernt. Schließlich kam es nicht zu dieser Aktion, aber diese Pläne, wie zuvor auch das Picknick selbst, beschleunigten die Entscheidung der Regierung.

Es ist schwer zu entscheiden, ob der Zeitraum zwischen dem Picknick und der Regierungsentscheidung vom 11. September 1989 als lang oder kurz zu bewerten ist, obwohl sich im nachhinein jeder sehr klug und rückwirkend außerordentlich informiert gibt. Trotzdem wäre es gut zu wissen, wer nun wirklich was wußte? Wußte eigentlich überhaupt jemand irgend etwas Sicheres? Wer erhielt welche Anweisungen und woher? Wer wurde von wo womit betraut? Ich vermute, jeder erhielt die aus unserer Geschichte schon bekannten typischen Ratschläge, um mit den Worten des Bischofs János von Esztergom zu sprechen: „Vor der Ermordung der Königin braucht ihr euch nicht zu fürchten. Es reicht wenn alle zustimmen. Ich habe nichts dagegen." Unterhalb einer gewissen Ebene waren nur Informationen in diesem Sinne zu bekommen. Wo aber lag die Ebene, auf welcher über alles Bescheid gewußt wurde? Wie viele Drehbücher gab es? Wir hatten nur eins. Die Regierung wahrscheinlich mehrere, und jedes davon enthielt die Möglichkeit einer für sie günstig ausfallenden Endlösung! Es ist zu befürchten, daß wir die Antworten erst nach langen verflossenen Jahren erhalten werden, wurden doch die überhaupt noch auffindbaren Dokumente für den Zugang gesperrt.

Ich erwarte mir von diesen gesperrten Dokumenten keine Sensationen, keine belastenden Beweise für bestimmte Personen, sondern nur die bloßen Tatsachen, aus denen wir, aber hauptsächlich die nachfolgenden Generationen, lernen könnten. Keiner von uns strebt an, im Besitz der Tatsachen einen Streit um Verdienstrechte vom Zaun zu brechen oder die damaligen Politiker den Organisatoren, Soldaten oder sich selbst gegenüberzustellen. Das kann nicht Zweck sein, war doch der Sommer 1989 ein so seltener und gerade deshalb so wertvoller Moment in der Geschichte Ungarns, als die politische Führung, die Exekutive und die Opposition in einer Sache gemeinsam vorgingen – wenigstens in ihren Taten, wenn auch nicht in ihren Gedanken. Noch dazu zum großen Teil im Interesse anderer: der Deutschen.

Auch ohne Paneuropäisches Picknick und ohne den Regierungsbeschluß vom 11. September hätte sich die Landkarte Europas geändert. Möglicherweise später, vielleicht in anderer Form, vielleicht blutiger! Freuen wir uns, daß wir Teil einer wichtigen Episode der Umgestaltung sein durften, wenn auch nur als „ahnungslose Umstürzler". Es wäre dennoch gut, die wahren Antriebsfedern, die Geschichten hinter den Kulissen zu kennen.

Wenn sich einmal die Archive öffnen werden, können die Historiker der Zukunft entscheiden, ob es sich um eine geschickt aufgebaute „byzantinische” Lösung handelte oder eine ungarische „Pfuscharbeit". Vielleicht liegt die Wahrheit ja irgendwo dazwischen?

Quelle: Potsdamer Bulletin für Zeithistorische Studien, Nr. 23-24/2001, S. 24-40.
[1] Andreas S. Schmidt-Schweizer, Die Öffnung der ungarischen Westgrenze für die DDR-Bürger im Sommer 1989, in: Südosteuropa Mitteilungen 37, 1997/1, S. 34. [2] „Bericht über den technischen Zustand und die Erfahrungen im Einsatz der am westlichen Grenzabschnitt gebauten elektrischen Sicherungsanlagen", 5. Oktober 1987, Landeskommandantur der Grenzwache, Reg. Nr. 0022/43/1987, S. 3. [3] Népszabadság, 6. August 1988, S. 5. [4] Határ(r, 4. November 1988, S. 5; Imre Pozsgay, Politikerkarriere im Parteienstaat und während der Wende, Budapest 1993, S. 84-85. [5] „Bericht über die langfristigen Aufgaben der Grenzbewachung an das Politkomitee der MSZMP, Februar 1989“, Magyar Országos Levéltár – Landesarchiv (im Weiteren: OL) 288.f.5/1054, S. 90-116. [6] „Protokoll über die Sitzung des Politkomitees vom 28. Februar 1989“, OL, 2888.f.5/1054, S. 5-6. [7] „Aufgabenplan für die Auflösung des Grenzstreifens, die Erarbeitung eines neuen Grenzbewachungssystems“, 9. März 1989, 076/4/1989, sowie: Népszabadság, 26. April 1994, S. 13. [8] Dr. Zsiga Tibor, „Der eiserne Vorhang“ und seine Zeit, Budapest 1999, S. 76. [9] „Magyar Dokumentáció – Ungarische Dokumentation“, hg. v. MIT, Budapest, Jahrgang XXI., Juni 1989, S. 315. [10] Mitglieder dieses in Martonvásár stattfindenden „Lagers“ waren junge Leute von Estland bis Jugoslawien, die sich mit den ihren Ländern bevorstehenden Schicksalsfragen beschäftigten. Hilfreich waren dabei Vortragende wie Géza Sz⌡cs, Gusztáv Molnár, Lubovil Feldek, Denek Silhon, Krzysztof Sliwinski und andere. [11] Das Telefonieren war nicht einfach, da Mária Filep vom Arbeitsplatz aus keine Ferngespräche führen konnte. Man war erfinderisch und „stahl“ die aus der Stadt eingehenden Anrufe, indem man die Mutter eines Mitarbeiters anrief und sie dann um Rückruf bat. Die hereinkommende Leitung wurde genutzt und so konnte man mit dem Habsburg-Büro, später mit dem Sekretariat von Imre Pozsgay sprechen. Den „Habsburg Kontakt“ schaltete Lukács Szabó, der den Besuch von Otto Habsburg am 20. Juni organisierte. Die Telefonnummer von Áron Sánta, Sekretär von Imre Pozsgay, erfuhr Mária Filep vom Ratsvorsitzenden einer transdanubischen Gemeinde, von Ottó Orbán. [12] Darüber gab es Streit in der Landeszentrale des MDF. Die Bezeichnung wurde von András Gergely und Csaba Gy. Kiss nicht empfohlen, da es eine Organisation mit Namen „Paneuropa Union“ gäbe und nach ihrer Meinung sich daraus noch rechtliche Probleme ergeben könnten. Um das zu vermeiden, wurde aus dem ursprünglich geplanten „Paneuropa Picknick“ das „Paneuropäische Picknick“. Aber auch dies fand nicht restlose Zustimmung, jedoch hatte niemand eine bessere Idee. Die Bezeichnung war tatsächlich nicht glücklich gewählt, später resultierten daraus Komplikationen. [13] „Paneuropäisches Picknick bei Sopron“, in: Magyar Hírlap, 2. August 1989. [14] Unsere Debrecener Freunde mußten akzeptieren, daß die Feuer zum Speckbraten nicht an der Grenze angezündet würden. Es gab auch Streit darüber, daß die Veranstaltung nur mit den ursprünglichen Teilnehmern durchgeführt werden sollte. Auf Druck der Soproner Seite (einer Idee von Géza K⌡müves) gab es dann die Landesveranstaltung. Auch den Sopronern gefiel die Bezeichnung „Paneuropäisch“ nicht, aber an dem in der Presse schon gut eingeführten Namen ließ sich nichts mehr ändern. [15] Leider wurde das Originalwerk durch den starken Regen nach dem Picknick vor Ort zerstört. [16] Von der Selectron Kft. – dem einzigen den Soproner Organisatoren zugänglichen Telefaxgerät. [17] Ganz zu schweigen davon, daß die an das Postfach des Soproner MDF abgeschickten Genehmigungen „verlorengingen“ ... Diese erhielten die Organisatoren in Kopie zum zehnten Jahrestag des Picknicks von den Herren Frey und Schandl: auf den Tag genau mit zehn Jahren Verspätung! [18] Durch die über Ungarn Bericht erstattenden Reporter László Szekeres und Géza Sz⌡cs, alte Bekannte von Mária Filep. [19] „Paneuropäisches Picknick“ am Ort des „Eisernen Vorhangs“, in: Magyar Nemzet, 9. August 1989. [20] János Rumpf und seine Familienmitglieder zum Beispiel nahmen Urlaub, da sie sonst nicht mit den übernommenen Aufgaben fertig geworden wären. [21] Ein solcher Stolperstein war die Vorschrift des Gesundheitsdienstes. Es wurden von uns 1.500 Personen als zu er-wartende Gäste angemeldet – Schätzungen zufolge erschien das Zehnfache –, und es mußten Sanitäranlagen auf-gestellt werden, die für solche Massen erforderlich sind. Dazu kam es im letzten Augenblick, unter Mitwirkung von János Rumpf und Imre Gazdag, mit Hilfe des Verkehrsbetriebskombinates (VOLÁN Tröszt). [22] Gyula Kurucz (Hg.), Das Tor zur deutschen Einheit. Grenzdurchbruch Sopron, 19. August 1989, Berlin 2000, S. 64/65. – Der Band, eine Übersetzung der ungarischen Originalausgabe, entstand im Ergebnis der Konferenz „10 Jahre Paneuropäisches Picknick“ am 18./19. August 1999 in Sopron. [23] Siehe die Äußerungen von Carl Gustav Ströhm, in: Gyula Kurucz (Hg.), Das Tor zur deutschen Einheit, S. 168. [24] Vgl. Gyula Kurucz (Hg.), Das Tor zur deutschen Einheit, S. 215. [25] „Durchbruch von DDR-Bürgern beim Paneuropäischen Picknick“, in: Magyar Hírlap, 21. August 1989. [26] „Laßt die Bilder sprechen“; „Zufällig Zeuge“; „Der Preis der Freiheit“, in: Soproni Hírlap, 25. August 1989. [27] „Grenzenloser Spießrutenlauf“, in: Ötlet ’89, 31. August 1989. [28] Siehe dazu die deutsche Ausgabe des bereits zitierten Tagungsbandes: Gyula Kurucz (Hg.), Das Tor zur deutschen Einheit. Grenzdurchbruch Sopron, 19. August 1989, Berlin 2000. [29] Siehe die Ausführungen von Miklos Nemeth, in: Gyula Kurucz (Hg.), Das Tor zur deutschen Einheit, S. 71–80. [30] Maßnahmeplan Zahl 034/1989 des Befehlshabers des IM Grenzwache 11. Bezirk in Verbindung mit den Aufgaben zur Grenzbewachung und Sicherung bei der Veranstaltung „Paneuropäisches Picknick“, Sopron, 16. August 1989, Archiv der Stiftung Paneuropäisches Picknick ’89, Sopron. (im Weiteren: PPAA). [31] Siehe die Ausführungen von Arpad Bella, in: Gyula Kurucz (Hg.), Das Tor zur deutschen Einheit, S. 193 ff. [32] „Tod an der ungarisch-österreichischen Grenze“, in: Magyar Hírlap, 23. August 1989. [33] Aufzeichnung des Innenministers, 4. August 1989, I-a-849/89; PPAA. [34] Mitteilung des Innenministeriums, 10. August 1989, PPAA. [35] Schreiben des Obersten Staatsanwaltstellvertreters, 8. August 1989, Ig. 338/1989; PPAA. [36] Schreiben der Abteilung für staatsfeindliche Angelegenheiten an die Oberstaatsanwaltschaft, 10. August 1989, Ig. 338/1989; PPAA. [37] „Wir können geheime Aktionen nicht erlauben“, in: Magyar Nemzet, 5. September 1989.
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