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„Die Gewerkschaften übernehmen die Führung des Produktionsaufgebotes“, Tribüne, 12. September 1961

„Die Gewerkschaften übernehmen die Führung des Produktionsaufgebotes", Tribüne, 12. September 1961

Außerordentliche Tagung des Präsidiums des Bundesvorstandes des FDGB mit Werktätigen aus den Betrieben



Die Gewerkschaften übernehmen die Führung des Produktionsaufgebotes


Gewerkschaftsgruppen und Brigaden erklären: Wir werden in der gleichen Zeit für das gleiche Geld mehr produzieren!



  • Das Produktionsaufgebot ist das wichtigste Kampfmittel der Arbeiterklasse zur Stärkung der DDR und zur Durchsetzung des Friedensvertrages
  • Die Gewerkschafter des VEB Elektrokohle zeigen, was es heute heißt, sozialistisch zu arbeiten
  • So planmäßig und präzise wie Gagarins und Titows Weltraumflüge, so muß das Produktionsaufgebot von den Gewerkschaften geleitet werden
  • Das Produktionsaufgebot ist Klassenkampf, es erfordert in jeder Gewerkschaftsgruppe Auseinandersetzungen, um das Klassenbewußtsein zu stärken
  • Mit dem Produktionsaufgebot soll der Wettbewerb eine neue, höhere Qualität erreichen und nach Maß geführt werden
  • Es ist Pflicht der Gewerkschaften, das Produktionsaufgebot zur Sache der ganzen Klasse zu machen
  • In der letzten Woche vor der Wahl: Jeder Gewerkschafts-, Wirtschafts- und Staatsfunktionär hilft den Werktätigen am Arbeitsplatz, das Produktionsaufgebot erfolgreich zu beginnen und sozialistische Taten für die Stärkung der DDR zu vollbringen!
Berlin (Eig.Ber.). Am Donnerstag vergangener Woche veröffentlichten wir den Brief der Gewerkschafter der Abteilung Elektrodendreherei aus dem VEB Elektrokohle mit dem Vorschlag zur Führung eines Produktionsaufgebotes zur Stärkung der DDR und für den Abschluß eines Friedensvertrages. Mit diesem Vorschlag, der inzwischen in vielen Betrieben der DDR ein lebhaftes Echo ausgelöst hat, beschäftigte sich am Montag in Berlin eine außerordentliche Tagung des Präsidiums des Bundesvorstandes des FDGB. Die Gewerkschaften zum Träger und Organisator des Produktionsaufgebotes zu machen und die ganze Klasse in dieses Produktionsaufgebot einzubeziehen, darum ging es in dieser Beratung und das stand im Mittelpunkt des Schlußwortes des Vorsitzenden des Bundesvorstandes des FDGB, Kollegen Herbert Warnke. An der Beratung, die vom Sekretär des Bundesvorstandes, Kollegen Rolf Berger, geleitet wurde, nahmen außer den Initiatoren des Produktionsaufgebotes aus dem VEB Elektrokohle Vertreter der bekannten Brigaden „Otto Krahmann" und „Anton Saefkow" aus dem KWO sowie Gewerkschafter aus den BMHW, dem Kabelwerk Köpenick, dem VEB „7. Oktober", den Stahlwerken Hennigsdorf und Brandenburg, dem VEB Treff-Modelle, dem Martin-Hoop-Schacht in Zwickau und VEB Bau, Berlin, teil. Der Vertrauensmann der Gewerkschaftsgruppe der Abteilung 146 des VEB Elektrokohle, Kollege Gustav Ladewig, übergab dem Vorsitzenden des Bundesvorstandes des FDGB unter stürmischem Beifall der Teilnehmer der Beratung das Produktionsaufgebot. Elf Kollegen, aus Gewerkschaftsgruppen und Brigaden, unter ihnen der Kollege Fred Probe von der Jugendbrigade „Heinz Kapelle", teilten dem Bundesvorstand ihre Wettbewerbsverpflichtungen mit, die darauf gerichtet sind, in der gleichen Zeit für das gleiche Geld mehr zu produzieren. Der Held der Arbeit und Mitglied des Präsidiums des Bundesvorstandes, Paul Strauß, berichtete, wie die Bauarbeiter in Rostock in der gleichen Zeit für das gleiche Geld mehr Wohnungseinheiten fertigstellen. Der Held der Arbeit Erich Seifert betonte die Notwendigkeit, durch Beseitigung der Verlust- und Wartezeiten die Fertigungszeiten zu senken und damit in der gleichen Zeit und für das gleiche Geld mehr Erzeugnisse herzustellen. Kollege Warnke erklärte es zur Ehrenpflicht aller Gewerkschafts-, Wirtschafts- und Staatsfunktionäre, in dieser Woche unmittelbar an den Arbeitsplätzen zu weilen, um dem Produktionsaufgebot einen erfolgreichen Auftakt zu geben. Das sei zugleich die beste Wahlvorbereitung, um am 17. September ein einmütiges Bekenntnis für die Kandidaten der Nationalen Front abzulegen.

Die letzte Woche vor der Wahl hatte am Montagvormittag einen würdigen Auftakt. Im Leninsaal des Gewerkschaftshauses des FDGB Groß-Berlin versammelten sich die Mitglieder des Präsidiums des Bundesvorstandes des FDGB gemeinsam mit den Kollegen aus Gewerkschaftsgruppen und Brigaden der sozialistischen Arbeit aus Betrieben Berlins und der DDR zu einer außerordentlichen Beratung.

Die Besonderheit dieser Tagung wurde gekennzeichnet durch die Anwesenheit einer Delegation des VEB Elektrokohle, der Initiatoren des Produktionsaufgebotes zur Stärkung der DDR und zum Abschluß des Friedensvertrages.

Leiter des Sekretariats des Bundesvorstandes, Kollege Rolf Berger, der die außerordentliche Tagung des Präsidiums eröffnete, dankte im Namen des Präsidiums den Chemiearbeitern des VEB Elektrokohle für ihre vorbildliche Initiative. Diese Initiative und die sozialistischen Taten der Brigaden „Otto Krahmann" und „Anton Saefkow" müssen zum Aktionsprogramm der ganzen Arbeiterklasse werden. Nach diesen Worten des Kollegen Berger trat der Vertrauensmann der Abteilung Elektrokohle an das Rednerpult. Vor wenigen Tagen erst, es war während der Geburtsstunde des Produktionsaufgebotes, erklärte er seinen Willen, Kandidat der Partei der Arbeiterklasse zu werden. Kollege Ladewig sprach nur wenige Worte. Aber um so schwerwiegender war der Inhalt des Produktionsaufgebotes der Kollegen seiner Abteilung, die er dem Kollegen Herbert Warnke übergab. Diese Übergabe, festgehalten von den Kameras des Deutschen Fernsehfunks, wurde zu einem wichtigen Augenblick im großen Produktionsaufgebot der Arbeiterklasse der DDR für die Stärkung der Republik und für den Abschluß des Friedensvertrages noch in diesem Jahr.

Dann trat ein Gewerkschaftsvertrauensmann nach dem anderen an das Rednerpult. Es waren nur kurze reden. Aber sie hatten es in sich. Jeder sagte im Namen seiner Kollegen, seiner Gewerkschaftsgruppe oder seiner Brigade, was sie zu tun gedenken, um in der gleichen Zeit für das gleiche Geld mehr zu produzieren. Es gab aber auch kritische Worte, gerichtet an die Adresse von Gewerkschafts- und Wirtschaftsleitungen, die den Sinn der großen Arbeiterinitiative noch nicht verstanden haben.

„Wir als Arbeiter sind uns darüber im klaren", so sagte Kollege Harry Friedrich, Mitglied der BGL VEB Elektrokohle Berlin-Lichtenberg, „sozialistisch arbeiten heißt, ständig Reserven aufzuspüren, heißt, in der gleichen Zeit bei gleichem Lohn mehr zu produzieren. Diese Steigerung der Arbeitsproduktivität wird aber nicht, wie der RIAS lügt, durch eine größere Intensität, sondern durch eine Verringerung der Warte- und Stillstandszeiten, durch die maximale Ausnutzung der Arbeitszeit erreicht. Die größten Reserven, die wir haben, das sind die Gedanken der Arbeiter, das ist der Ideenreichtum unserer werktätigen Menschen. Weil wir unsere Republik stärken, weil wir den Friedensvertrag für Deutschland herbeiführen, deshalb hetzen und lügen der RIAS und die rechten DGB-Führer gegen uns."

Dem jungen Kollegen Friedrich, dessen Worte mit großem Beifall aufgenommen werden, folgt ein älterer erfahrener Kollege aus dem KWO. Es ist der Kollege Bruno Metzner, Vertrauensmann der Gewerkschaftsgruppe der Brigade „Anton Saefkow". „In der gleichen Zeit mit dem gleichen Geld mehr produzieren heißt vor allem, eine gute Arbeitsmoral an den Tag legen und den Arbeitstag voll auszunutzen. Es kommt darauf an, die eingegangenen Verpflichtungen im Produktionsaufgebot gewissenhaft zu erfüllen. Wir werden am Wahltag Rechenschaft geben über die von unserer Brigade übernommenen Verpflichtungen. Nicht einverstanden sind wir mit der Arbeitsweise des Bezirksvorstandes des FDGB Groß-Berlin, der auf unsere Initiative zur Einsparung von Gas bisher nicht geantwortet hat."

Kurze Zeit nach dieser Diskussionsrunde antwortete der Vorsitzende des Bezirksvorstandes des FDGB Groß-Berlin, Kollege Heinz Neukrantz: „Die Kritik des Kollegen Metzner besteht zu Recht. Wir werden sofort Maßnahmen einleiten, um der Kritik der Kollegen des KWO Rechnung zu tragen. Das Bewußtsein und die Aktivität der Berliner Arbeiter und die Aktivität der Berliner Arbeiter ist nach dem 13. August außerordentlich gewachsen. Jetzt kommt es darauf an, die Leistungsfähigkeit der Gewerkschaften schnell zu verbessern und die Initiative der Arbeiter allseitig zu unterstützen."

Von der Jugendbrigade „Heinz Kapelle" spricht der Kulturobmann, Kollege Fred probe. In ihrem Kampfprogramm haben sich die Kollegen dieser Brigade vorgenommen, sozialistisch zu arbeiten, und sie beteiligen sich aktiv am Produktionsaufgebot. Fünf Kollegen der 12 Mann starken Brigade haben ihren Dienst in der Kampfgruppe an den Staatsgrenzen treu erfüllt. Dieser Elan hat alle Mitglieder der Brigade beflügelt. Unpünktlichkeit und Bummelei am Arbeitsplatz werden nicht mehr geduldet. Die Tagesleistung soll durch gute Ausnutzung des Arbeitstages von 36 000 Tagesmeter auf 40 000 Meter Tagesleistung erhöht werden. Das alles ist aber nur möglich durch ständige persönliche und kollektive Beratungen mit allen Mitgliedern der Brigade.

Kollege Herbert Warnke würdigte in seiner Rede (siehe Seiten 5 – 8) die große Bedeutung des Produktionsaufgebotes.

[Foto: Blick auf die außerordentliche Tagung des Präsidiums des Bundesvorstandes des FDGB mit den Initiatoren des Produktionsaufgebotes des VEB Elektrokohle und Vertreter aus anderen Betrieben, die bereits mit eigenen Verpflichtungen in der gleichen Zeit für das gleiche Geld mehr produzieren werden. Rechts im Bild Vertrauensmann Gustav Ladewig aus dem VEB Elektrokohle.]

Quelle: Tribüne, 12. September 1961.
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