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Brief von DDR-Außenminister Oskar Fischer an SED-Generalsekretär Erich Honecker, 29. September 1989

Brief von DDR-Außenminister Oskar Fischer an SED-Generalsekretär Erich Honecker, 29. September 1989

MINISTERRAT DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK
DER MINISTER FÜR AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN

Generalsekretär des Zentral-
komitees der Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands
und Vorsitzenden des Staats-
rates der DDR
Genossen Erich H o n e c k e r

Berlin

Berlin, den 29. September 1989


Werter Genosse Honecker!

Genosse Oskar Fischer teilt aus New York folgendes mit:

„Genscher rief mich 12.00 Uhr New Yorker Zeit an, verwies auf nunmehr 2500 DDR-Bürger in Prager BRD-Botschaft, darunter 200 Kinder und teilte mit, daß Präsident Roten Kreuzes BRD, Wittgenstein, 29.9. 10.00 Uhr, in Prag Gespräche mit CSSR-Seite aufnimmt.
Er frage sich, wie die große Zahl der Flüchtlinge bis dahin unterzubringen sei und bitte, sich unabhängig von Rechtsauffassung DDR und BRD bei CSSR für Lösung zu verwenden. Er bedaure, daß Fernsehen BRD schon eingestiegen sei, möchte dies verhindern.

Auf seine Bitte um Unterstützung bei CSSR-Organen verwies ich auf gestriges Gespräch dazu mit ihm und erklärte, daß ich informieren, aber nicht insistieren könne."

Bei einem Treffen mit dem Außenminister der UdSSR, Genossen Schewardnadse, informierte dieser Genossen Fischer, daß Genscher auch bei ihm in der gleichen Angelegenheit vorgesprochen habe. Genosse Schewardnadse sagte, die BRD ist natürlich für diese Lage verantwortlich, aber sollte Überlegungen anstellen, um einen Skandal zu verhindern.

Mit sozialistischem Gruß
Oskar Fischer

Quelle: BStU, MfS, SdM Nr. 63, Bl. 5/6.
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