Todesopfer > Hannemann, Axel

Bericht der DDR-Grenzpolizei über den Fluchtversuch von Axel Hannemann

5. Juni 1962

Bericht

Zum versuchten Grenzdurchbruch im Abschnitt der 2. Kompanie der III. Grenzabteilung am 05.06.1962 um 17.30 Uhr

Am 05.06.1962 gegen 17.15 Uhr versuchte eine männliche, jugendliche Person von der Marschallbrücke aus in Richtung Reichstagsufer schwimmend die Staatsgrenze nach Westberlin zu durchbrechen. Durch Abgabe von gezielten Schüssen der Grenzposten wurde der Grenzverletzer getroffen und versank.

Auf Befehl des Kommandeurs der I. Grenzbrigade (B) wurde zur Untersuchung des o.g. Vorkommnisses eine Kommission eingeleitet.

Leiter der Kommission:
Stabschef der III. GA
Hauptmann D(...)

Mitarbeiter:
Offz. F. Kommandantendienst
Leutnant G(...)


Sachverhalt:

Gegen 17.15 Uhr sprang eine männliche Person von der Ostseite der Marschallbrücke in den Lastkahn Z 2 – 065

Schiffsführer:
H(...), Werner
geb. am (...) 1930 in R(...)
Beruf Schiffer
Arbeitsstelle
VEB deutsche Schiffsrederei
Berlin, Grünstr. 5-6

auf die Sandladung. Durch den Schiffsführer wurde der Jugendliche bemerkt und das Schiff unmittelbar unter der Marschallbrücke zum stehen gebracht. Die jugendliche Person versuchte, den Schiffer zu überreden, weiter zu fahren. Als er bemerkte, daß das Schiff zum stehen gebracht wird, sprang er ins Wasser. Durch den Schiffer konnte er jedoch wieder aus dem Wasser gezogen werden. Durch Rufen bzw. durch Zeichen versuchte der Schiffer, die Genossen vom AZKW oder unsere Genossen zu verständigen.

Dabei gelang es dem Grenzverletzer sich loßzureißen und wieder ins Wasser zu springen.

Die Grenzposten 7, VEB Deutsche Schallplatte, bemerkten den Grenzverletzer, liefen an die Anlegestelle in Höhe VEB Deutsche Schallplatte.

Postenführer:
Gefr. D(...), Wolfgang
geb. am (...) 1941
wohnhaft (...)
VP seit 14.09.1959
organisiert FDJ, FDGB, DSF
Angehöriger 2. Komp. III. Zug

Posten:
Gefr. S(...), Reinhardt
geb. am (...) .41
wohnhaft (...)
VP seit (...) 1959
Angehöriger der 2. Komp. III. Zug

Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Grenzverletzer ca. 10 m vor der Anlegestelle (siehe Skizze). Da mehrere Anrufe des Postenführers ergebnislos blieben, wurde durch den Postenführer ein Warnschuß und anschließend 3 Zielschüsse abgegeben. Zur gleichen zeit gab auch der Posten 2 Zielschüsse auf den Grenzverletzer ab. Durch das gezielte Feuer wurde der Grenzverletzer getroffen und versank im Kanal.

Unmittelbar nach dem versuchten Grenzdurchbruch erschienen auf Westberliner Seite 3 Zöllner mit einem Hund, 1 engl. SPW und 4 Duepos. Ca. 10 min nach dem Vorkommnis erschienen ca. 20 Zivilisten, größten Teils ausgerüstet mit Fotoapparaten.

Eingeleitete Maßnahmen:

- Die am Tathergang beteiligten Genossen der 2. Kompanie wurden zwecks weiterer Untersuchungen abgelöst. - Im gefährdeten Grenzabschnitt wurde erhöhte Wachsamkeit befohlen und eine Doppelstreife am Schiffbauerdamm eingesetzt. - Alle im Grenzdienst eingesetzten Genossen wurden vom Vorkommnis in Kenntnis gesetzt und verstärkte Wachsamkeit befohlen. - Durch den OpD wurde der Op.-Stab des PdVP verständigt und von dort aus die Feuerwehr mit 2 Booten zur Suche des Grenzverletzers eingesetzt. - Am 06.06.1962 wird das Vorkommnis mit den Kompaniechefs ausgewertet.

Schlußfolgerungen:

- Die Schußwaffengebrauchsbestimmung wurde eingehalten, Westberliner Gebiet wurde nicht verletzt. - Die Handlungen der eingesetzten Genossen waren taktisch richtig und zweckmäßig - Der Gen. Gefr. D(...) und S(...) werden zur Auszeichnung für ihre taktisch-richtige Handlungsweise eingereicht.

Zusatz zum Sachverhalt:

Durch den Einsatz der Boote der Feuerwehr wurde die Suche nach dem Grenzverletzer durchgeführt, dabei der Grenzverletzer mit einem Kopfschuß tot geborgen (siehe Skizze). Bei dem Grenzverletzer handelt es sich um den

Hannemann, Axel geb. am 27.04.1945 in Buchhain wohnhaft Cottbus, (...)

Durch die Feuerwehr wurde der H. in das Leichenschauhaus überführt.

Stabschef der III. Grenzabteilung – Hauptmann – D(...)

Quelle: BArch, DY 30/IV 2/12/76, Bd. 3, Bl. 9-11
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