Todesopfer > Berger, Dieter

Bericht des NVA-Stadtkommandanten Poppe an Erich Honecker über den vermeintlichen Fluchtversuch von Dieter Berger

14. Dezember 1963

Betr.: Verhinderter Grenzdurchbruch mit Anwendung der Schußwaffe

Werter Genosse Honecker!

Ich melde:

Am 13.12.1963 gegen 15.10 Uhr wurde im Abschnitt der 1./GR-42 ca. 400 m nordwestlich der Wredebrücke, Stadtbezirk Treptow, eine männliche Person nach Anwendung der Schußwaffe festgenommen. Der Grenzverletzer erlitt Verletzungen, an deren Folgen er auf dem Transport zum VP-Krankenhaus im Sankra verstarb.

Die Untersuchung des Vorkommnisses ergab folgende Einzelheiten:

Der Grenzverletzer wurde bereits bei der Annäherung an die Staatsgrenze von den eingesetzten Grenzposten beobachtet. Beim Versuch des Übersteigens der Vorsperre erfolgte der Anruf und die Abgabe eines Schusses in Richtung des Grenzverletzers, der daraufhin stehenblieb und die Hände hob.

Anschließend wurde von den Grenzposten das Signal „Offizier zur Grenze" und „versuchter Grenzdurchbruch" geschossen.

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich auf dem Gelände des gegenüberliegenden Westberliner Eternitwerkes ca. 100 Arbeiter angesammelt, die unsere Posten beschimpften und durch Zurufe an ein in der Nähe befindliches Westberliner Polizeiboot wie „schießt sie nieder" bedrohten.

Ermutigt durch das provokatorische Verhalten der Menschenansammlung auf Westberliner Gebiet nahm der Grenzverletzer die Hände herunter und faßte in die Hosentaschen, stellte sich hinter einen Betonpfahl der Vorsperre und versuchte anschließend in Richtung eigenes Hinterland zu flüchten.

Daraufhin wurde von den Posten erneut die Schußwaffe angewandt und der Flüchtende verletzt.

Die Personalien des Grenzverletzers konnten nicht festgestellt werden, da dieser keine Papiere bei sich trug.

Schlußfolgerungen:
    1. Ich schätze ein, daß die Grenzposten richtig gehandelt haben und beabsichtige, sie zu belobigen.

    2. Eine Pressemeldung wurde vorbereitet, jedoch nicht veröffentlicht, da den westlichen Meldungen zufolge der Ausgang dieses Vorkommnisses nicht bekannt ist.
Eine Ausfertigung dieser Meldung habe ich dem Minister für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Hoffmann, überreicht.

Mit sozialistischem Gruß

Poppe Generalmajor

Quelle: BArch, VA-07/6003, Bl. 19-20
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