Todesopfer > Kühn, Erich

Bericht der DDR-Grenztruppen über den Fluchtversuch von Erich Kühn, 26. November 1965

Vertrauliche Verschlußsache!

Betr.: Verhindert er Grenzdurchbruch DDR/West unter Anwendung der Schußwaffe mit Verletzung des Grenzverletzers

BERICHT über das besondere Vorkommnis von 26.11.65 19.35 Uhr im Abschnitt der 2./GR-37 Kleingartenanlage "Eintracht" (16 68-6) I. Sachverhalt

Am 26.11.65 gegen 19.35 Uhr wurde im Grenzabschnitt der 2. GK GR-37 (eingesetzt zur Sicherung der Staatsgrenze im Abschnitt Grabowstraße bis einschl. TWG von 14.00 bis 22.00 Uhr der 1. Zug der 2. GK des GR-37) der versuchte Grenzdurchbruch einer männlichen Person (Personalien den Abwehrorganen bekannt - Bürger der Hauptstadt der DDR) durch die eingesetzten Grenzposten am TWG
    Postenführer Gefr. O(...) Herbert geb. am (...) 38 NVA seit 04.11.64 nicht organisiert Posten Gefr. J(...) Bernd geb. am (...) 45 NVA seit 04.11.64 nicht organisiert
unter Anwendung der Schußwaffe verhindert und der Grenzverletzer verletzt. Die Verletzung erfolgte durch Bauch-Durchschuß.

Der Grenzverletzer versuchte, aus dem eigenen Hinterland kommend, entlang das Bahndammes Sonnenallee durch die Kleingartenanlage "Eintracht" die Staatsgrenze kriechend zu durchbrechen. Der eingesetzte Grenzposten bemerkte den Grenzverletzer ca. 40 m von dar Staatsgrenze entfernt. Da dar Grenzverletzer auf Anruf und Warnschuß nicht stehenblieb, und versuchte, sich durch die Kleingartenanlage "Eintracht" in Richtung Hinterland durch die Flucht der Festnahme zu entziehen, wurden auf Befehl das Postenführers durch den Posten gezielte Feuerstöße (insgesamt 6 Schuß) abgegeben.

Durch den Zughelfer Ufw. K(...) und Kommandeur des Gruppenabschnittes Ufw. Sch(...) wurde der Grenzverletzer sofort nach Meldung ins Hinterland abtransportiert. Die Übernahme durch den eingesetzten Sankra das GR-37 erfolgte gegen 19.50 Uhr. Die Person wurde dem VP-Krankenhaus zugeführt und befindet sich dort in Behandlung.

Zur Tatzeit befanden sich keine Kräfte des Westberliner Gegners in diesem Abschnitt. Gegen 20.15 Uhr wurden ca. 8 Duepos auf der Treptower Straße (Höhe Seifenfabrik) festgestellt. Durch die Westberliner Polizeikräfte wurden keine Handlungen durchgeführt. Es ist anzunehmen, daß der ständig eingesetzte Posten der Duepo in Puhls Seifenfabrik die abgegebenen Schüsse wahrgenommen hat.

Die Angehörigen der Duepo entfernten sich gegen 21.30 Uhr ohne Handlungen ins Westberliner Hinterland.

II. Eingeleitete Maßnahmen

- Postenpaar wurde abgelöst und neuer Posten eingeführt

- Alarmgruppe der 2. GK zur Sicherstellung der normalen Lage eingeführt

- Untersuchungsgruppe des GR gebildet und eingesetzt

- weitere Bearbeitung durch Abwehrorgane

- Sicherstellung der Nachrichtensperre und Geheimhaltung

- Sicherstellung der differenzierten Auswertung unter Einhaltung der Forderungen der DV 10/(...)

III. Schlußfolgerungen
    1. Die im Grenzabschnitt der 2. GK/GR-37 eingesetzten Grenzposten haben durch kluges taktisches Verhalten unter Anwendung der Schußwaffe ausgezeichnet gehandelt und eine größere Provokation verhindert.

    2. Dem Gegner war auf Grund des taktisch richtigen Verhaltens und schnellen Reagierens der handelnden Kräfte die Aufklärung des Sachverhaltes erschwert. Er hat vermutlich keine Informationen, sondern nur Schüsse gehört.

    3. Die zur Grenzsicherung eingesetzten Posten haben ihren Kampfbefehl vorbildlich erfüllt. Das OZW war zweckmäßig organisiert. Der Zughelfer Ufw. K(...) hat Initiativvoll und richtig gehandelt.

    4. Vorschläge zur Auszeichnung der Grenzposten werden gesondert unterbreitet.
Major - G(...) -

Quelle: BArch, VA-07/16934, Bl. 231-233
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