Todesopfer > Starrost, Hans-Jürgen

MfS-Bericht über den Fluchtversuch von Hans-Jürgen Starrost

14. April 1981

Erstinformation

Am 14. 04. 1981 gegen 01.30 Uhr wurde durch Angehörige der Grenztruppen der DDR in Teltow-Seehof/Sigridshorst, Grundstück Gudrunstraße, der wegen Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit durch (...) und der Verletzung von gerichtlichen Maßnahmen und von Zusatzstrafen (§§ 249 und 238 StGB) in Fahndung stehende Bürger der DDR
    STARROST, Hans-Jürgen (25)
    geb. am 24. 6. 1955 in Berlin
    Beruf: Baufacharbeiter
    zuletzt: ohne Arbeitsverhältnis
    wohnhaft: Berlin-Friedrichshagen, (...)
    ledig, keine Kinder
    vom 21. 12. 1979 bis 16. 10. 1930 in Haft § 249 StGB, bis Oktober 1981 PM 12 a
festgenommen. Dem ging voraus, daß am Hinterlandzaun eine angelegte Leiter festgestellt und im Rahmen eingeleiteter Suchmaßnahmen der ABV der DVP mit zum Einsatz gebracht wurde. Als STARROST, der sich hinter Buschwerk versteckt hielt, feststellte, daß er vom ABV bemerkt wurde, rief er "Kommt doch, ihr Schweine, ihr bekommt mich doch nicht!" und flüchtete in Richtung Staatsgrenze.

Der ABV lud seine Dienstwaffe durch und forderte STARROST zum Stehenbleiben auf. Zwischenzeitlich versperrten Angehörige der Grenztruppen den Fluchtweg des STARROST, der in dieser Situation wieder auf den ABV zulief. Dieser versuchte, ihn festzuhalten.

Es entstand ein Handgemenge, bei dem sich ein Schuß aus der Dienstwaffe des ABV löste.

Im Armeelazarett Potsdam wurde STARROST sofort operiert und dabei festgestellt, daß die Leber und die Bauchspeicheldrüse durchschossen sowie die linke Niere und die Milz erheblich verletzt sind.

Es besteht akute Lebensgefahr.

Vom Westberliner Zoll wurden die Handlungsabläufe visuell verfolgt und veranlaßt, daß gegen 2.15 Uhr Polizei, Militärpolizei und ein Dokumentationstrupp am Ereignisort eintrafen, der bereits beräumt war. Bisher erfolgte keine Auswertung in westlichen Massenmedien.

Die bisherigen Untersuchungen ergaben:

STARROST entstammt einer Arbeiterfamilie und wuchs im Elternhaus auf. Er hat (...) Geschwister, (...). Sein Vater ist (...) verstorben.
    Zu seiner Mutter,
    (...)
    geb. (...)
    Beruf: ohne
    zuletzt: (...), Berlin
    wohnhaft: 1165 Berlin, (...)
besteht seit längerer Zeit nur loser Kontakt.

Er besuchte in der Zeit von 1962 bis 1972 die POS in Berlin-Friedrichshagen und nahm danach im VEB Tiefbaukombinat Berlin die Berufsausbildung als Baufacharbeiter mit Abitur auf. Während er die Berufsausbildung 1974 erfolgreich abschloß, bestand er die Prüfungen zum Abitur nicht.

Bis zur Ableistung des Wehrdienstes bei der NVA ab Mai 1976 (Soldat/Kraftfahrer) war STARROST als Baufacharbeiter und bei der KWV Köpenick als Heizer tätig.

Nach der Entlassung von der NVA im Oktober 1977 wechselte er häufig die Arbeitsstellen, verursachte Fehlschichten, (...) und ging über unterschiedliche Zeiträume hinweg keiner Arbeit nach.

[...]

Den erzieherischen Maßnahmen verschiedener Arbeitskollektive und staatlicher Stellen entzog er sich hartnäckig.

[...]

Aus der Spurenlage am Festnahmeort und auf Grund des Auffindens eines Einkaufsbeutels mit dem PM 12 a und dem SV-Ausweis des STARROST im Grundstück Teltow, Gudrunstraße (...) ist zu schlußfolgern, daß er sich im genannten Gartengrundstück zeitweilig aufhielt, eventuell in einer dortigen Laube nächtigte und zum Übersteigen der Grenzsicherungsanlagen die sichergestellte Leiter entwendete.

Die Untersuchungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. Unabhängig vom weiteren Krankheitsverlauf werden die Angehörigen des STARROST erst nach dem X. Parteitag vom Vorgefallenen unterrichtet.

H(...) Major

Quelle: BStU, MfS, HA IX Nr. 1430, Bl. 16-18
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