Chronik

Chronik 1961

Ãœberblick

In der Nacht vom 12. auf den 13. August gab Walter Ulbricht als SED-Parteiführer und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR den Befehl zur Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin. Im Einverständnis mit der Sowjetunion, wenige Tage zuvor in Moskau eingeholt, und mit Rückendeckung der sowjetischen Truppen in der DDR wird das letzte „Schlupfloch" versperrt, durch das der Parteidiktatur noch zu entkommen ist: Am frühen Morgen des 13. August beginnen bewaffnete Grenzpolizisten mitten in Berlin das Straßenpflaster aufzureißen. Mehr
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    • 4. April

      1961

      Während der Osterfeiertage schnellt die Zahl der DDR-Flüchtlinge, die sich über Ost-Berlin nach West-Berlin absetzen, in die Höhe: Mehr als 4.000 DDR-Flüchtlinge melden sich im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde. Am 8. April nimmt das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen über den Rundfunksender RIAS Stellung zur „West-Ost-Wanderung" und zum Anstieg des Flüchtlingsstroms aus der DDR.
    • 4.-6. April

      1961

      Der britische Premierminister Harold Macmillan und US-Präsident Kennedy befürchten während eines Treffens in Washington übereinstimmend, dass noch im laufenden Jahr mit einer schweren Berlinkrise zu rechnen sei. Für den Ernstfall einer Blockade der Zufahrtswege nach Berlin existieren bislang keine praktikablen militärischen Gegenmaßnahmen.
    • 5. April

      1961

      Die DDR-Nachrichtenagentur ADN und das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland" melden einen angeblich steigenden Zustrom von Übersiedlern aus der Bundesrepublik in die DDR. Genaue Angaben werden nicht gemacht. Franz Thedieck, Zonenflucht und West-Ost-Wanderung, 8. April 1961
    • 9. April

      1961

      Dean Acheson, Sonderberater von US-Präsident Kennedy, führt mit Bundeskanzler Adenauer ein Gespräch über die künftige Politik der NATO, insbesondere ihre Ausstattung mit Kernwaffen. Am darauf folgenden Tag äußert sich der Bundeskanzler vor amerikanischen Journalisten kritisch über die derzeitige Haltung der USA zur NATO: „Die Entwicklung der NATO macht mir seit geraumer Zeit große Sorgen. Vor allem, weil keine Führung da ist." Die amerikanische Hoffnung auf Abrüstungsverhandlungen mit der Sowjetunion dürfe nicht dazu führen, in den Bemühungen um eine Verbesserung der nuklearen Taktik und Strategie der NATO nachzulassen.
    • 10. April

      1961

      Ein 36-jähriger verheirateter Arbeiter aus der DDR berichtet nach seiner Flucht in den Westen, welchen Schikanen seine Familie nur wegen ihres katholischen Glaubens ausgesetzt war – und weil er 1960 zum Todestag seiner Schwiegermutter nach West-Berlin gefahren war. Bericht eines DDR-Flüchtlings, 10. April 1961
    • 11. April

      1961

      Adolf Eichmann trägt Kopfhörer und hat den Kopf leicht schräg gelegt, vor ihm stehen Mikrofone.
      Vor dem Distriktgericht in Jerusalem beginnt der Prozess gegen den früheren SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, einen der Hauptverantwortlichen für die Deportation der europäischen Juden in die Nazi-Vernichtungslager. Der israelische Geheimdienst hatte Eichmann im Mai 1960 in Argentinien aufgespürt und nach Israel entführt. Am 11. Dezember 1961 wird Eichmann zum Tode verurteilt und und am 31. Mai 1962 hingerichtet.
    • 12. April

      1961

      Im Vordergrund steht ein kleiner Junge auf einer Bühne neben einem gezeichneten Porträt von Juri Gagarin. Am unteren Bildrand sind einige Zuschauer zu sehen, im Bildhintergrund Bäume und ein Wohnhaus.
      Der sowjetische Kosmonaut Jurij Gagarin absolviert den ersten bemannten Weltraumflug. Wie schon der erfolgreiche Start des ersten Erdsatelliten „Sputnik" im Oktober 1957 wird auch der Flug Gagarins propagandistisch als Beleg für die „gesetzmäßige Überlegenheit des Kommunismus" und als „größter Triumph der sowjetischen Wissenschaft" gefeiert.
    • 12. April

      1961

      Die DDR-Volkskammer verabschiedet nach sowjetischem Vorbild ein „Gesetzbuch der Arbeit". Allen „Werktätigen" wird das Recht auf einen Arbeitsplatz zugesprochen. In der DDR ruft es dennoch Enttäuschung hervor: Die wöchentliche Arbeitszeit wird belassen, das Streikrecht findet keine Erwähnung und durch die zahlreichen Einschränkungen erweist sich das verankerte „Recht auf Arbeit" als gesetzlicher Arbeitszwang. Mehr
    • 12./13. April

      1961

      Bundeskanzler Adenauer trifft in Washington zu Gesprächen mit US-Präsident Kennedy zusammen.

      Beide bekräftigen in einem Abschlusskommuniqué ihren Standpunkt, dass „eine gerechte und dauerhafte Lösung der Deutschlandfrage einschließlich des Berlin-Problemes nur durch die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts gefunden werden kann. Sie erneuerten ihr Versprechen, die Freiheit der Bevölkerung von West-Berlin zu erhalten, bis Deutschland in Frieden und Freiheit wiedervereinigt und Berlin als Hauptstadt dieses wiedervereinigten Landes wiederhergestellt ist."

      Kennedy steht links im Bild vor einer amerikanischen Flagge, lächelt und schüttelt dem ebenfalls lächelnden Adenauer die Hand.
      Vor der Presse Einigkeit – hinter verschlossenen Türen Meinungsunterschiede: Bundeskanzler Konrad Adenauer und US-Präsident John F. Kennedy in Washington, April 1961
      Kennedy versichert Adenauer, dass die Vereinigten Staaten mit allen zur Verfügung stehenden militärischen Mitteln, darunter auch nuklearen Waffen, zurückschlagen würden, falls die NATO, die Bundesrepublik Deutschland oder West-Berlin angegriffen werde.
      Bundeskanzler Konrad Adenauer mit US-Vizepräsident Lyndon B. Johnson (3. v. r.) und US-Außenminister Dean Rusk (rechts), April 1961
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    • 17. April

      1961

      Im Verlauf weniger Tage scheitert die vom US-Geheimdienst unterstützte und von US-Präsident Kennedy gebilligte Invasion von Exilkubanern gegen das Castro-Regime in der Schweinebucht auf Kuba. Das Ansehen der USA erleidet durch das Invasionsfiasko weltweit schweren Schaden.
    • 27. April

      1961

      Abschluss der Verhandlungen über den Handel zwischen der DDR und der UdSSR für die Jahre 1962 bis 1965: Die Sowjetunion sagt zwar höhere Lieferungen von Rohstoffen und Lebensmitteln als bisher geplant zu, will der DDR auch Devisenhilfen gewähren – jedoch nicht in der von der SED gewünschten Höhe. Die Rohstoffversorgung der DDR bleibt defizitär, die Investitionen müssen in allen Wirtschaftsbereichen gekürzt und die Ziele des Siebenjahrplanes entsprechend herabgesetzt werden. Mehr
    • April 1961

      Im April 1961 flüchten 19.803 Menschen aus der DDR. Davon sind 49,4 Prozent Jugendliche unter 25 Jahren.
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